- Mehrere Störungszonen sowie die Topografie haben zu den Unwettern im Misox geführt.
- Das Ereignis war extrem, auch für die Alpensüdseite.
- Bereits ein Viertel der gefallenen Regenmenge wäre definitionsgemäss «Starkregen».
- Im Mittelland gibt es vergleichbare Regenmengen so gut wie nie.
Die Bilder aus der Alpensüdseite sind dramatisch. Nach starkem Regen haben Geröllmassen mehrere Häuser zerstört. Wie kam es zu dem Unwetter und wie ungewöhnlich war es?
Eine explosive Wettermischung
Die Luft am Freitag war sehr feucht, warm und gewitteranfällig. Diese «geladene» Luftmasse auf der Alpensüdseite wurde am Freitag durch mehrere Störungszonen sowie durch die Topografie angehoben. Dies hat wiederholt zu Gewittern und intensiven Regenschauern geführt. Wo genau kräftige Schauer und Gewitter jeweils niedergehen, ist auf kleinem Raum Zufall und nicht vorhersagbar.
Extremer gemessener Niederschlag
Exemplarisch für die Niederschlagsmengen im Misox ist die Station Grono/GR, etwa 5 km südlich des Felssturzgebietes. Dort wurden innert eines Tages 125 mm Regen gemessen, dies sind etwa 80 % des üblichen Juniregens. Über 60 mm Regen gab es innert einer Stunde. Dies ist ein extremer Wert, bereits ab 16 mm spricht man von Starkregen.
Dauer | Ab wann Starkregen? | Regenrekord Schweiz |
10 min | 7 mm | 41,0 mm in Lausanne (2018) |
60 min | 16 mm | 91,2 mm in Locarno (1997) |
So heftig regnet es in der Schweiz selten. Am ehesten gibt es solche Niederschlagsmengen wie am Freitag auf der Alpensüdseite. In Locarno wären ähnliche Mengen wie am Freitag im Misox beispielsweise alle 10 bis 20 Jahre zu erwarten, in der nahegelegenen Magadinoebene alle 50 Jahre. Im Mittelland wurden an vielen Orten noch nie so hohe Regenmengen innert einer Stunde gemessen wie am Freitag im Misox. An den meisten Orten im Mittelland wären 60 mm in einer Stunde gleichbedeutend mit einem Jahrhundertereignis.
Starkregen als Folge des Klimawandels
Starkregen wird mit dem Klimawandel häufiger und intensiver. Dies ist eine der klarsten Begleiterscheinung einer wärmer werdenden Welt.
Es ist eine direkte Folge davon, dass wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Bei Starkregen wird bildlich gesprochen die gesamte Luftfeuchtigkeit «ausgepresst», wie wenn man einen Schwamm zusammendrückt.