In den letzten Tagen haben heftige Gewitter vielerorts zu Hochwasser und Überschwemmungen geführt. Welchen Einfluss der Klimawandel bei den einzelnen Ereignissen konkret hatte, lässt sich nicht genau sagen. Klar ist aber: Mit dem Klimawandel haben starke Niederschläge zugenommen. Und sie werden auch in Zukunft häufiger und intensiver werden.
Je mehr Feuchte gespeichert ist, desto mehr Wasser kann dann auch in kurzer Zeit wieder auf die Landoberfläche regnen.
Ein Naturgesetz sei das, sagt die Hydrologin Manuela Brunner. Sie forscht an der ETH Zürich und dem WSL Institut für Schnee und Lawinenforschung in Davos zu Extremereignissen. Denn: Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann die Atmosphäre speichern. Und: «Je mehr Feuchte gespeichert ist, desto mehr Wasser kann dann auch in kurzer Zeit wieder auf die Landoberfläche regnen.»
Oberflächenabflüsse nehmen zu
Und weil diese Starkniederschläge zunehmen, sei auch klar, dass Oberflächenabflüsse häufiger und intensiver werden, sagt Manuela Brunner. Damit gemeint ist Regenwasser, das nicht im Boden versickern kann. Es fliesst oberflächlich ab, flutet Strassen oder Garagen, wie beispielsweise gerade in Pratteln oder Liestal.
Insgesamt machen Oberflächenabflüsse heute rund die Hälfte der Schadensereignisse aus, sagt Josef Eberli. Er leitet die Abteilung Gefahrenprävention beim Bundesamt für Umwelt (Bafu) und ist zuständig für Naturgefahren in der Schweiz. Er sagt: «Der Oberflächenabfluss war ein Thema, das wir in der Schweiz lange wenig beachtet haben. Dort haben wir erheblichen Nachholbedarf.»
Erst 2018 erstellte das Bundesamt für Umwelt zusammen mit Versicherern die erste Gefährdungskarte für die ganze Schweiz . Diese Karte werde nun überarbeitet, sagt Eberli. Der Klimawandel wird dabei mitberücksichtigt.
Wohin mit dem Wasser?
Dann seien eigentlich zwei Dinge zu tun: Einerseits müssen neue Gebäude so gebaut werden, dass kein Wasser eindringen kann. Andererseits müssen die Entwässerungssysteme angepasst werden. Denn diese sind mit den intensiveren Niederschlägen überfordert. In Zukunft könnte das Mehr an Wasser zum Beispiel in Mulden geleitet oder in Becken zurückgehalten werden. Und man versucht, mehr Wasser versickern zu lassen.
Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe, die wird nie fertig sein.
Es gebe also noch einiges zu tun, sagt Josef Eberli. Auch wenn man heute grundsätzlich bereits gut aufgestellt sei. «Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe, die wird nie fertig sein.» So müssen auch die bestehenden Schutzanlagen an Seen und Flüssen auf den Klimawandel umgerüstet werden, sagt Eberli. Denn wenn es viel regnet, können Flusspegel lokal ansteigen und das kann dann ebenfalls zu Überschwemmungen führen.
«Was die Zukunftsszenarien von Flusshochwassern betrifft, ist die Lage verglichen mit dem Oberflächenabfluss allerdings noch unsicherer», sagt die Hydrologin Manuela Brunner. Der Grund: Hochwasser an einem Fluss oder See hängt nicht nur vom Niederschlag ab. Auch die Bodenfeuchte und Schneeschmelze spielen eine Rolle. Beides verändert sich ebenfalls mit dem Klimawandel, und das regional unterschiedlich.
Klare Aussagen zu Hochwasserwahrscheinlichkeiten in verschiedenen Gebieten der Schweiz fehlen darum noch. Da forsche sie gerade daran, sagt Manuela Brunner. Auch das bleibt, wie der Hochwasserschutz selbst, eine Daueraufgabe.