Das ist passiert: Nach massiven Gewittern und Niederschlägen am Freitagabend und in der Nacht kam es im Misox (Graubünden) zu Überschwemmungen. Die anhaltenden Regenfälle lösten in Sorte, einem Ortsteil der Gemeinde Lostallo GR, einen Erdrutsch aus. Durch die Wassermassen wurden drei Häuser und drei Fahrzeuge von den Fluten mitgerissen. Es sei kaum Zeit geblieben, um zu handeln, so SRF-Korrespondent Marcel Niedermann: «Eine gewaltige Steinlawine kam herunter, mit bis zu hüfthohen Brocken.» 200 Personen sind bei den Bergungs- und Aufräumarbeiten im betroffenen Gebiet im Einsatz.
Zwei Personen werden weiter vermisst: In der Nacht auf Samstag war von vier Vermissten die Rede. Eine Frau konnte am frühen Samstagmorgen aber lebend aus dem Schuttkegel gerettet werden, so die Kantonspolizei. Eine weitere Person konnte am Sonntag nur noch tot geborgen werden. Die Suche nach den letzten zwei Vermissten läuft weiter. Die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, sei klein, sagte der Polizeikommandant bei einer Medienkonferenz am Sonntagnachmittag.
So steht es um die Infrastruktur: Fünf Dörfer des Bündner Tals hatten am Samstag keinen Strom. Teilweise war auch das Leitungswasser unterbrochen. In den betroffenen Ortschaften war teilweise auch die Wasserversorgung unterbrochen. Die Nationalstrasse A13 ist wegen Schäden seit Freitagabend gesperrt. Der Verkehr wurde über die A2 über den Gotthard umgeleitet. Laut eines Sprechers des Bundesamts für Strassen (Astra) werde am Montag mit der Reparatur begonnen, die Dauer der Sperrung sei noch unklar. Dies könnte schwerwiegende Folgen für den Güter- und Personenverkehr haben, insbesondere mit dem aufkommenden Ferienverkehr.
So sind die Wetterprognosen in der Region: Am Sonntag und die nächsten Tage gebe es immer einmal wieder Regengüsse im Misox, so der SRF-Meteorologe Simon Eschle. «Diese könnten durchaus kräftig sein, sind aber nichts im Vergleich zum Freitag.»
Das sind die Reaktionen: Bundespräsidentin Viola Amherd zeigte sich erschüttert. «Meine Gedanken sind bei der betroffenen Bevölkerung», schrieb sie auf X und dankte den Einsatzkräften. Am Sonntag sprach Bundesrat Ignazio Cassis an einer Medienkonferenz zur Lage im Misox. «Heute ist ein trauriger Tag», so Cassis. Die betroffene Region könne auf die Unterstützung des Bundesrates zählen. Er hoffe, dass sich die Situation rasch stabilisieren werde – auch im Hinblick auf die Nord-Süd-Verbindung. Er sei froh, dass alle im Einsatz Stehenden so rasch und professionell gehandelt hätten.