2019 jährt sich die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an den Schweizer Autor Carl Spitteler zum 100. Mal. Den Preis bekam er 1919 für seinen Epos «Olympischer Frühling», 20'000 Verse lang. In der gesamten Schweiz sind heuer aus diesem Anlass Veranstaltungen in den Bereichen Literatur, Theater, Musik und Wissenschaft geplant, die sich mit dem vielfältigen Werk Spittelers auseinandersetzen.
Auch in Luzern ist einiges geplant:
Carl Spitteler - 100 Jahre Nobelpreis für Literatur
Luzern Tourismus nimmt das runde Jubiläum zum Anlass für eine neue Führung – unter dem Titel «Marktbesuch mit dem Nobelpreisträger». Der zirka zweistündige Rundgang vermittelt einen Einblick in das Leben und Schaffen des Wahl-Luzerners Carl Spitteler. Man besucht Orte, welche für Carl Spitteler von Bedeutung waren oder die noch heute von ihm zeugen.
Angefangen am Carl-Spitteler-Quai, entlang des Vierwaldstättersees. Dieser wurde nach Spittelers Tod zu dessen Ehren benannt und ist wohl jene Spur in Luzern, die am ehesten einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist.
Er konnte auch mal einen Kinofilm dreimal nacheinander schauen.
Ein Menschenfreund, der auch aneckte
Carl Spitteler war regelmässig am Markt anzutreffen, wie Claudia Lang schildert. Sie ist Stadtführerin im Auftrag von Luzern Tourismus: «Er kaufte stets mit zwei oder gar drei Körben ein. Manchmal kaufte er auch gleich 30 Eier aufs Mal. Den Marktleuten gab er viel Trinkgeld, damit diese sich in der kalten Jahreszeit auch mal mit einen Kaffee aufwärmen konnten.» Und auf dem Heimweg habe es dazugehört, dass sich Schüler oder Bekannte aus Spittelers Körbchen bedienen konnten.
Für kritische Blicke sorgte Carl Spitteler zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern jeweils beim Baden. Von seiner Zeit in Russland war er es gewohnt, dass man nicht bis oben zugeknöpft in die Badi ging. Und auch das damalige «Skandal-Bad» in Weggis, wo Männer und Frauen zusammen badeten, besuchte die Familie Spitteler regelmässig.
Eine besondere Vorliebe hatte Carl Spitteler für Kinofilme. «Er konnte einen Film dreimal nacheinander schauen oder fünfmal die Woche ins Kino gehen. Dann aber wieder monatelang nicht mehr», beschreibt Claudia Lang das Wesen Spittelers. Allerdings hätten ihn weniger die Handlungen als vielmehr beispielsweise die Produktions-Technik eines Films interessiert.
Carl Spitteler war 1924 der Erste, der in Luzern kremiert wurde.
Carl Spitteler setzte sich denn auch dafür ein, dass Kinos subventioniert würden – gleich wie das Luzerner Theater. Damit fand er aber kein Gehör. Zu niedrig war das Ansehen von Kinofilmen. Sie galten gemeinhin als Schund.
Nicht nur für Kinos machte sich der Nobelpreisträger stark. Ab 1902 setzte er sich, zusammen mit dem Verein «Freunde der Gleichgesinnten» dafür ein, dass Luzern ein Krematorium erhält. Mit Erfolg: Anfang 1924 schliesslich begann der Bau des Krematoriums im Friedental – just zum Tode Spittelers im gleichen Jahr war die Anlage bereit. So wurde Carl Spitteler als Erster in Luzern kremiert.