La Paz ist der höchst gelegene Regierungssitz der Welt. Die Stadt samt dem inzwischen eigenständigen Teil El Alto liegt auf einer Höhe von 3200 bis 4100 Metern. Die wenigen Hauptstrassen sind ständig verstopft, daher hat sich Bolivien dazu entschlossen die grösste Stadtseilbahn der Welt zubauen. Mit Hilfe von Schweizer Unternehmen.
Für den Romanshorner Seilhersteller sei es der derzeit grösste Auftrag für Gondelbahnen, sagte Matthias Stacher, Projektleiter Lateinamerika bei Fatzer, am Mittwoch der Nachrichtenagentur sda. Insgesamt liefert das Thurgauer Unternehmen für das Projekt bis 2018 Drahtseile in der Länge von rund 44 Kilometern.
Erste CWA-Kabinen bereits in Betrieb
Die Oltner Kabinenbauerin CWA liefert insgesamt 1000 Kabinen für die Seilbahn. Knapp 450 Kabinen sind bereits in Bolivien, die restlichen folgen innerhalb der nächsten vier Jahre. Das Auftragsvolumen ist noch unklar, da die Ausstattung der zweiten Kabinenlieferung noch nicht definiert ist. CWA-Verkaufsleiter Rico Wehrli sagt aber gegenüber Radio SRF, dass es ein zweistelliger Millionenauftrag sei.
Die grösste Stadtseilbahn der Welt bringt der Oltner Firma nicht nur Geld, sondern aus Prestige. Wehrli hofft, dass es einen Schub im urbanen Bereich gibt. «Bis jetzt sind wir vor allem im Wintertourismus tätig, ein zweites Standbein ist immer gut.» Bei der CWA glaube man daran, dass Stadtseilbahnen immer mehr an Bedeutung gewinnen würden. Wehrli ist überzeugt, dass nach La Paz weitere Megastädte folgen werden.
Es ist ein Vorzeigeprojekt, das Schule machen wird.
CWA ist eine 100-Prozent-Tochter der österreichisch-schweizerischen Doppelmayr/Garaventa-Gruppe, die mit dem Bau der Bahn in La Paz beauftragt ist. Die Kosten für die ersten drei Verbindungen beliefen sich auf 234 Millionen Dollar. Nun werden bis 2019 sechs weitere Verbindungsstrecken für 450 Millionen Dollar gebaut.
Das Projekt in La Paz ist nicht die erste Stadtseilbahn, die Doppelmayr/Garaventa baut. Urbane Seilbahnen gebe es in zahlreichen Städten weltweit wie etwa Bogotà, London oder Singapur, sagte Doppelmayr-Sprecher Ekkehard Assmann der sda.
Und es ist ein wachsender Markt. Besonders viele südamerikanische Städte, die oft in gebirgigem Gelände gebaut wurden, seien für den Bau von Seilbahnen geradezu prädestiniert, heisst es bei den Seilbahnherstellern.
«Der Strassenbau ist teuer und braucht Platz, der meist gar nicht vorhanden ist», sagte Stacher von Fatzer. Der Seilhersteller blickt deshalb optimistisch in die Zukunft: «In Südamerika haben Stadtseilbahnen richtig Fuss gefasst. Im Moment gibt es dort eine Wachstumsrate von 50 Prozent pro Jahr.» Und Asien und Afrika seien die Märkte der Zukunft.
Für Doppelmayr machen Stadtseilbahnen mittlerweile gegen 20 Prozent des Seilbahn-Geschäftes aus. Auch wenn der Bau von Bahnen in Skiregionen auch in Zukunft klar das Standbein des Unternehmens bildet, wie Sprecher Assman erklärte.
Dauerbetrieb als Herausforderung
Als eine der grössten Herausforderungen im Unterschied zu Seilbahnen in europäischen Skiregionen nannte er die hohe Auslastung. Die Seilbahn sei während 365 Tagen vom frühen Morgen bis am späten Abend in Betrieb. Das stelle hohe Ansprüche an die Sicherheit und Wartung.
Doppelmayr und Garaventa hatten im Jahr 2002 fusioniert. Die Eigner von Garaventa hielten zunächst ein Drittel der neuen Holding, die sie später an die Doppelmayr-Eigentümer verkauften. Mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent ist Doppelmayr Weltmarktführer im Seilbahnbereich.
Die Gruppe mit Sitz in Wolfurt im Voralberg erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 858 Millionen Euro. Sie beschäftigt weltweit rund 2450 Mitarbeiter, davon 384 in der Schweiz. Neben Doppelmayr blieb Garaventa als eigene Marke erhalten.