Ein Bericht über den Fremdsprachenunterricht an der Aargauer Volksschule zeigt, dass die von der Bundesverfassung und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) verlangte Harmonisierung «teilweise noch nicht erfüllt ist». Der Regierungsrat stellte den Bericht am Freitag dem Parlament zu.
Die EDK-Sprachstrategie legt fest, dass die Primarschüler eine erste Fremdsprache ab der 3. Klasse und eine zweite ab der 5. Klasse lernen sollen. Im Aargau wird zwar ab der 3. Klasse Englisch unterrichtet. Der Französischunterricht wird jedoch erst ab der 6. Primarschulklasse mit vier Wochenlektionen aufgenommen.
An der Realschule, dem Leistungszug der Sekundarstufe I mit den tiefsten Anforderungen, sind Französisch und Englisch Wahlfächer. Das bedeutet, dass Realschüler die Oberstufe gänzlich ohne Fremdsprachen durchlaufen können. Somit erreichen die Realschüler die vom Bund im Sprachengesetz verankerten Ziele am Ende der Volksschule kaum, wie es im Bericht heisst.
Regierungsrat will abwarten
Trotz des Handlungsbedarfs sei der Zeitpunkt «ungünstig», um den Fremdsprachenunterricht zu ändern, hält der Regierungsrat fest. So seien die Entwicklungen in den Kantonen und auf Bundesebene derzeit noch unklar.
Eine Harmonisierung gemäss Bundesverfassung solle deshalb mit der Einführung des neuen Aargauer Lehrplans ab 2020/21 erfolgen. Die Vorverschiebung der Französischlektionen an der Primarschule und die Einführung einer Fremdsprachenpflicht an der Realschule könne so im Rahmen der neuen Stundentafel vorgenommen werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt werde sich auch zeigen, ob der Bund bei der Volksschulbildung und des Sprachenunterrichts in die Bildungshoheit der Kantone eingreifen werde.
Englisch bleibt erste Fremdsprache
Für den Regierungsrat steht fest, dass Englisch die erste Fremdsprache bleiben soll. Damit sei der Aargau deckungsgleich mit dem Kanton Zürich sowie mit der gesamten Ost- und Zentralschweiz. Eine Änderung hätte gemäss Regierungsrat «markante Auswirkungen im Schulsystem».
Die heute verwendeten Lehrmittel für Englisch und Französisch müssten ersetzt werden und der Bedarf an Fachlehrpersonen für die beiden Fächer würde sich stark verändern. Eine Verschiebung des Französischunterrichts an die 3. Primarschulklasse würde gemäss Regierungsrat zudem erhebliche Einführungskosten verursachen.