Der Bund soll sich raushalten! So haben viele Kantone reagiert, nachdem sich Bundesrat Alain Berset am Mittwoch in den Sprachenstreit eingemischt hat. Er fordert, dass alle Deutschschweizer Kantone Französisch in der Primarschule unterrichten.
Während in der Deutschschweiz also die Köpfe rauchen, freut man sich in der Westschweiz: Mutig, richtig und nötig sei die Intervention des Bundesrats, lautet der Grundtenor. Bereits als bekannt wurde, dass der Französisch-Unterricht in der Primarschule im Kanton Thurgau abgeschafft werden soll, hoffte man in der Romandie auf ein Einschreiten von Bundesrat Alain Berset.
Begünstigt Berset einen «Sprachenkrieg»
Dieser habe deshalb gar keine andere Wahl gehabt, sonst hätte er seine Westschweizer Anhänger enttäuscht, kommentiert die Zeitung «Tribune de Genève». Allerdings berge die mögliche Einmischung auch eine gewisse Gefahr: Es werden hitzige Diskussionen mit gewissen Deutschschweizer Kantonen erwartet und Berset könnte sich dabei die Finger verbrennen und müsste im schlimmsten Fall sogar zurückkrebsen.
Auch die Zeitung «Le Temps» findet es zwar richtig, dass Berset ein Machtwort gesprochen hat, warnt aber gleichzeitig vor einem Sprachenkrieg. Denn auch in der Westschweiz beobachtet man ganz genau, wo und ab wann in der Deutschschweiz Französisch unterrichtet wird.
Romands fügen sich dem Schicksal
Umgekehrt ist in der französischsprachigen Schweiz Deutsch als erste Fremdsprache ab der dritten Klasse unumstritten und es gibt keinen Fremdsprachenstreit. Denn als sprachliche Minderheit ist allen Romands bewusst, dass man nur schwer um das Deutschlernen herumkommt, wenn man wirtschaftlich erfolgreich sein will.
An Sensibilität für die Sprachenfrage dürfte es Berset auf jeden Fall nicht fehlen. Sie wurde im quasi in die Wiege gelegt, als er im zweisprachigen Freiburg auf die Welt kam.