Die Umstellung des Aargauer Schulsystems auf 6 Jahre Primarschule und 3 Jahre Oberstufe ist eine historische Änderung. Die ganzen damit verbundenen Änderungen seien für alle Beteiligten eine grosse Belastung gewesen, teilt der Regierungsrat am Montag mit.
Die Regierung möchte in der Schule deshalb nun eine Art Reformpause einlegen, damit sich die ganzen Änderungen konsolidieren können. Die konkrete Folge davon: Der Aargau führt den neuen Lehrplan 21 nicht, wie vorgesehen, auf das Schuljahr 2017/18 ein, sondern erst auf 2020/21.
Auch die Einführung von Frühfranzösisch werde diesem Zeitplan angepasst, sprich erst auf das Schuljahr 2020/21 eingeführt, teilte das kantonale Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) am Montag zum Start des neuen Schuljahres mit.
Lehrplan war schon im Parlament umstritten
Mit seinem Entscheid reagierte der Regierungsrat auf die Debatte im Kantonsparlament zum 120-Millionen-Sparpaket. Die Volksschule müsse sich auch aus finanzpolitischen Gründen konsolidieren und brauche Zeit, hält das Departement von Bildungsdirektor Alex Hürzeler (SVP) fest.
Der Kanton verschiebt die Einführung des Lehrplans auch aus inhaltlichen Gründen. Der Aargau hatte erhebliche Anpassung gefordert. Es würden teilweise zu hohe Anforderungen an die Schüler gestellt, wurde bemängelt. Praktische und handwerkliche Kompetenzen kämen zu kurz.
Andere Kantone bringen den Lehrplan früher
Der Lehrplan 21 wird derzeit grundsätzlich überarbeitet und um einen Fünftel gekürzt. Das beschloss die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) im April nach Auswertung der Rückmeldungen. Kritikpunkte waren Umfang, Detaillierungsgrad sowie die teilweise zu hohen Anforderungen an die Schüler.
Die überarbeitete Version soll gemäss D-EDK im Herbst vorliegen. Die meisten der 21 Kantone in der deutschsprachigen Schweiz planen die Einführung des Lehrplans auf das Schuljahr 2017/18.
Für Lehrer und EDK ist Verschiebung in Ordnung
Dass die Einführung des Lehrplan 21 verschoben wird, das können die Lehrerinnen und Lehrer verstehen. Zwar sei bedauere man es schon etwas, heisst es beim Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverband alv. Aber die stellvertretende Geschäftsführerin des alv, Kathrin Scholl, findet: «Eine Einführung des Lehrplan 21 macht nur Sinn, wenn dafür genügend Finanzen zur Verfügung stehen.»
Auch die Schweizerische Erziehungsdirektorenkonferenz EDK sieht kein Problem im Aargauer Entscheid. Grundsätzlich sei die Einführung des neuen Lehrplans jedem Kanton selber überlassen. Durch die Verschiebung im Aargau werde die weitere Einführung in anderen Kantonen nicht behindert, heisst es bei der EDK auf Anfrage.