Eine überzählige Katze oder ein junges Hündchen abzugeben? Kein Problem: Es gibt Tierheime, und die nehmen gerne Jungtiere, weil sie diese auch problemlos weitervermitteln können. Schon schwieriger wird es mit älteren Hunden und Katzen.
Und geradezu unmöglich wird es, wenn man ausgewachsene Tiger, Löwen und Pumas umplatzieren will. Diese Erfahrung machen jetzt die Behörden des Kantons Solothurn.Sie haben sich mit der Platzierung von Raubkatzen im Fall Strickler befasst.
René Stricklers Raubtierpark in Subingen steht nämlich vor dem Aus. Strickler muss wegziehen. Die Besitzerin des Grundstücks hat nach jahrelangem Hin und Her die Geduld mit ihrem Mieter, René Strickler, verloren. Das Amtsgericht Bucheggberg-Wasseramt und das Oberamt müssen jetzt die Zwangsräumung planen. Es geht unter anderem um 18 grosse Raubtiere.
Kein Asyl für Tiger & Co. im Aargau
Im Ausland gibt es einige ganz wenige Auffangstationen für solche Tiere. In der Schweiz nicht. Zoos bieten sich auch nicht an. Diese haben erstens selber meist zu viele Tiere. Und zweitens handelt es sich bei Stricklers Löwen, Tigern und Pumas um Zirkustiere.
Sie leben anders als Tiere im Zoo und könnten sich nicht an die neue Lebensweise gewöhnen. Im Zoo müssten die Tiere nämlich ansatzweise wie in der freien Wildbahn leben.
Guter Rat ist also teuer. Und auf der Suche nach dem guten Rat klopften die Solothurner Behörden auch bei Jürg Jenny im Aargau an. Er ist Dompteur und hat in Olsberg AG eine Raubtiergruppe mit Tigern, Löwen und Leoparden. Dies bestätigt Jenny auf Anfrage des Regionaljournals.
Behörden fanden im Aargau keine Lösung
Auf die Frage ob er Stricklers Tieren Asyl bieten könne, sagte Jenny klar Nein. «In den Aargau kommen sie nicht», sagt Jenny im Interview mit dem Regionaljournal von Radio SRF. «Es geht nicht wegen des Platzes. Man kann nicht fremde Tiere in eine bestehende Gruppe aufnehmen.» Die Tiere würden sich nämlich gegenseitig bekämpfen und sogar töten, weiss der Raubtierexperte.
Es sei auch nicht nur ein räumliches Problem. Ein Dompteur müsse seine Tiere gut kennen. Jenny gibt ein Beispiel: Tagsüber sind die Raubtiere in Aussengehege. Am Abend geht Jenny in dieses Gehege und führt die Tiere in den Innenbereich, wo sie fressen und schlafen. Dies mit fremden Tieren zu tun, wäre für ihn lebensgefährlich.
Klar ist also: Stricklers Tiere kommen nicht in den Aargau. Auch sonst scheint es in der Schweiz keinen Platz für sie zu geben. Mit der Ausnahme von Olsberg existiert nämlich nirgends sonst eine Raubtiergruppe, die vergleichbar wäre mit jener von Strickler. Finden die Behörden keine Lösung, müssen die Tiere eingeschläfert werden.
Letzte Hoffnung ruht auf dem Investor
Dieses Szenario möchte nicht nur Strickler verhindern, sondern auch die Tierschutz-Organisation Vier Pfoten. Nach eigenen Angaben hat die Organisation schon im November 2014 mit Strickler Kontakt aufgenommen. Sie hofft nun, dass sich ein Investor einschaltet, der das Gelände in Subingen für 14 Millionen Franken kauft.
René Strickler sagte am Mittwoch vor dem Amtsgericht, er habe einen Investor gefunden. Das Geld sei in zwei Wochen tatsächlich verfügbar. Ähnliche Versprechen hat Strickler in den letzten fünf Jahren allerdings immer wieder gemacht. Nie taucht bisher der besagte Investor tatsächlich auf.