Robert Rhiner bewegt sich auf dem politischen Parkett genauso sicher wie auf dem medizinischen. Und auch die Mechanismen der Verwaltung kennt er aus dem Effeff. Gibt es eine Frage zur Basisrate oder dem Leistungsauftrag, nimmt er das Telefon zur Hand und ruft beim Kanton an.
Regierungsrätin Susanne Hochuli ist dort zuständig, die Leiterin des Gesundheitsdepartements im Aargau. Für sie arbeitete Robert Rhiner die letzten drei Jahre als Chefbeamter und leitete die Abteilung Gesundheitsversorgung. Rhiner hat also allerbeste Kontakte zum Kanton, dem Besitzer des KSA. Dieses ist zwar eine eigenständige Aktiengesellschaft, die Aktien gehören aber zu hundert Prozent dem Kanton.
Wechsel der Perspektive
Seit Anfang Dezember ist Robert Rhiner nun Direktor des Kantonsspitals Aarau. Und in dieser Funktion muss er zum Teil andere Positionen vertreten als früher, wo er selbst in der Verwaltung tätig war.
Ich bin gern zurück ins Spital. 1979 hab ich als Nachtpfleger und Ambulanzfahrer angefangen. Es hat mich zurückgezogen.
Als Spitaldirektor findet er zum Beispiel eine einheitliche Basisrate für die Spitäler im Aargau keine Lösung. Das Bundesgericht hat ihm und den anderen Spitälern bei dieser Argumentation Recht gegeben. So dürfen die Spitäler die Basisraten unabhängig voneinander mit den Kassen aushandeln.
Mehr Effizienz heisst mehr Gewinn
Der Kampf um die Basisrate ist nur eines der vielen heissen Eisen, die Robert Rhiner als Chef des grössten Spitals im Aargau anpacken muss. Eine Herausforderung ist zum Beispiel die Ertragskraft seines Hauses. Eine Million Franken verdient das KSA pro Jahr.
Gerade jetzt ist er mit dem Jahresabschluss beschäftigt. Er ist gespannt, wie die Zahlen aussehen. Klar ist: In Zukunft muss das KSA mehr Geld verdienen als bisher. Robert Rhiner strebt einen Cashflow von 50 Millionen Franken an pro Jahr. Damit liessen sich die vielen anstehenden Bauprojekte einigermassen finanzieren.
Viel Geld versickert jetzt noch in der aufwändigen Logistik des Kantonsspitals. Der Betrieb ist auf 30 Gebäude verteilt. Die Wege zwischen den einzelnen Abteilungen sind lang. Material und auch Patienten müssen mühsam hin und her bewegt werden.
Das KSA ist kein Lotterbetrieb. Es braucht aber Erneuerungen.
Man könne noch viel optimieren, sagt Rhiner. Klar ist aber auch: Wirklich effizient kann das KSA erst arbeiten, wenn der grosse Umbau vorbei ist. Dieser kostet 700 Millionen Franken und dauert noch zehn Jahre. Dann wird sein Spital topmodern sein und damit fit für den zunehmenden Wettbewerb unter den Spitälern der Schweiz.
Aargau ist Vorbild
Rhiner setzt aber nicht nur auf den Wettbewerb, sondern auch auf Kooperationen. So arbeitet das KSA in gewissen Bereichen mit dem Kantonsspital Baden zusammen. Und eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit der privaten Hirslanden-Klinik.
Man kann sich dank Kooperationen mit anderen Spitälern auch absichern. Das macht auch in einem kleinräumigen Land Sinn.
Rhiner betont, dass der Kanton Aargau als einer der wenigen in der Schweiz das System der Spitalfinanzierung im Sinne des Gesetzgebers konsequent umsetzt. Das heisst, die Spitäler müssen die Mittel für ihre Investitionen selber erarbeiten können.
Darauf pocht der Kanton. Steuergelder fliessen nicht (mehr) in die Spitalbauten. Das zwingt den KSA-Direktor zu wirtschaftlichem Denken. Kollegen in anderen Kantonen haben es da einfacher, denn in vielen Fällen werden Spitalbauten noch immer mit öffentlichen Geldern finanziert.
Diverse Hüte für Robert Rhiner
Zusammenfassend könnte man sagen, dass Robert Rhiner in seiner Garderobe ganz verschiedene Hüte bereit stehen hat. Besucht er die Abteilungen in seinem Haus, trägt er den Hut des Arztes, der sich mit den Medizinern des KSA auf gleicher Ebene unterhalten kann.
Robert Rhiner trägt aber manchmal auch den Hut des Diplomaten. Etwa dann, wenn der sich für mehr Kooperationen unter den Spitälern im Aargau einsetzt. Ein Postulat, das der Gesundheitsdirektorin und auch seinen Parteikollegen (FDP) im Grossen Rat sehr wichtig ist.
Und wenn Rhiner mit den Krankenkassen verhandelt, trägt er den Hut des CEO, des Managers, der ganz klar auch betriebswirtschaftliche denkt und dafür sorgen muss, dass am Schluss die Kasse stimmt.