Ein kleiner Käfer löst grosse Unruhe aus in Berikon. Die ganze Geschichte in Kurzform:
- Im September wird ein Asiatischer Laubholzbockkäfer entdeckt
- Es startet eine grosse Suchaktion
- Es wird tatsächlich ein befallener Baum entdeckt
- Jetzt wollen die Behörden Massnahmen ergreifen: Unter anderem sollen gefährdete Bäume präventiv gefällt werden
Der Fund
Am 8. September entdeckt man auf einer Baustelle einen Asiatischen Laubholzbockkäfer. Dieser gilt als «besonders gefährlicher Schädling» (siehe Box) und muss deshalb «intensiv bekämpft werden», wie das zuständige Departement Bau, Verkehr und Umwelt mitteilt.
Die grosse Suche
Deshalb startet eine aufwändige Suchaktion : Mit Spürhunden wird in Berikon Jagd gemacht auf den Laubholzbockkäfer. 1500 Bäume werden kontrolliert und rund fünf Kilometer Waldränder. Mit Erfolg: Am 21. September entdecken die Spezialisten einen befallenen Baum «mit einigen Käfern und Larven in verschiedenen Entwicklungsstadien», wie es in der Mitteilung heisst.
Alle Käfer werden gefangen und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft übergeben. Der befallene Baum wird sofort gefällt, zerkleinert und verbrannt. Ausser diesem Baum habe man aber keine Spuren des Asiatischen Laubholzbockkäfers mehr gefunden. Eine gute Nachricht, sagt Ruedi Bättig, Waldschutzbeauftragter beim Kanton Aargau, im Interview mit Radio SRF.
Ich habe vorsichtig aufgeatmet. Es hätte auch anders kommen können.
In anderen betroffenen Gemeinden hätten die Behörden nämlich innert kürzester Zeit jeweils noch andere Fundstellen entdeckt. Nicht so in Berikon. Jetzt kann man sich natürlich fragen, ob sich der Aufwand für diese Suchaktion überhaupt gelohnt hat: 400 Arbeitsstunden beim Kanton, die Kosten für den Spürhunde-Einsatz belaufen sich auf 30'000 Franken.
Ruedi Bättig sagt dennoch: «Der Aufwand hat sich gelohnt.» Der Käfer könne nämlich grossen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Wenn man nicht sofort Massnahmen ergreife, entstünden Folgepopulationen und die Ausrottung des Schädlings werde dadurch noch teurer. Ausgestanden sei die Situation auch in Berikon noch nicht. «Es braucht weitere Massnahmen, diese werden uns die nächsten vier Jahre beschäftigen», sagt der Waldschutzbeauftrage.
Die Notfall-Massnahmen
Der Kanton möchte in Absprache mit Gemeinde und Bundesamt für Umwelt nämlich radikale Massnahmen ergreifen, um die weitere Verbreitung des Schädlings zu verhindern. Es wird eine «Fokuszone» definiert (siehe Bild): In dieser Zone werden Grundbesitzer «motiviert», dass sie alle möglichen Wirtsbäume fällen lassen (kostenlos). Das betrifft Ahorne, Weiden, Rosskastanien, Birken, Pappeln und Platanen.
Rund 100 Bäume betreffe die Massnahme, führt Ruedi Bättig gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn aus. Es handle sich um grosse Bäume, bei denen der Aufwand, sie nach Käfern abzusuchen, unverhältnismässig gross und teuer wäre.
Wer seine Bäume nicht fällen lassen will, der muss in den nächsten vier Jahren immer wieder Kontrollen über sich ergehen lassen - visuelle Kontrollen des Försters, aber auch Spürhunde-Einsätze. Der zuständige Förster nehme mit allen Eigentümern Kontakt auf, heisst es beim Kanton.
In der weiteren Umgebung errichten die Behörden eine sogenannte «Holz- und Grünschnittzone». In diesem Gebiet wird Holz und Astmaterial von den gefährdeten Baumsorten separat eingesammelt, gehackt und in einer speziellen Schnitzelheizung verbrannt.
Die Situation im Rest der Schweiz
Bis heute sind in der Schweiz laut Bundesamt für Umwelt drei Freilandbefälle bekannt (Brünisried, Winterthur und Marly). Die zwei grössten Fälle betreffen die Stadt Winterthur (ZH) und die Gemeinde Marly (FR) . In Winterthur wurden ca. 140 lebende Käfer gefangen und vernichtet.
Zur Tilgung dieses Befallsherdes mussten über 130 Bäume gefällt, das Holz gehäckselt und in der Kehrrichtverbrennungsanlage vernichtet werden. Letztmals wurden im Frühjahr 2013 einzelne Larven gefunden. In Marly wurden bis Ende 2014 rund 175 Käfer gefangen und vernichtet und über 700 Bäume gefällt, gehäckselt und in eine Verbrennungsanlage gebracht.