Es könnte ja sein, dass die SP ihren Kandidaten Peter Schafer absichtlich nicht für die Wahl zum Stadtpräsidenten angemeldet hat. So würden die Chancen für die grüne Iris Schelbert steigen und das rot-grüne Lager könnte nach der Wahl als Sieger aus dem Rennen hervorgehen.
Die bürgerliche Seite hat sich nämlich mit Martin Wey von der CVP auf einen einzigen Kandidaten geeinigt, ein Schachzug, der die Bürgerlichen bei der Wahl vom 9. Juni sicher stärkt.
Solche Überlegungen kursieren in Olten, in die Welt gesetzt hat sie die Online-Ausgabe des «Oltner Tagblatts». Am Mittwoch verschickte die SP nun aber eine Mitteilung, in der sie sich gegen solche Gerüchte wehrt. «Diese Mutmassungen weist die SP Olten ausdrücklich zurück», schreibt die Partei. «Peter Schafer wurde an der GV vom 24. April einstimmig als Kandidat für das Stadtpräsidium nominiert und geniesst den vorbehaltlosen Rückhalt der Partei.»
Schelbert und Wey fühlen mit
Iris Schelbert hat grosses Mitleid mit Peter Schafer, mit dem sie seit Jahren im Stadtrat zusammenarbeitet. Sie ist aber auch ehrlich genug, um zuzugeben, dass sich die Situation zu ihren Gunsten geändert hat: «Nun kandidiert ein bürgerlicher Mann gegen eine links-grüne Frau. Ich als Person habe jetzt eine einfachere Ausgangslage.»
Auch Martin Wey von der CVP hat Mitleid mit Peter Schafer. Allerdings glaubt er nicht, dass sich seine Wahlchancen durch den Lapsus der SP verändert haben. «Man musste immer davon ausgehen, dass im ersten Wahlgang niemand gewählt wird. Das ist halt so, wenn das absolute Mehr verlangt ist.»
Im zweiten Wahlgang, so Martin Wey, hätte sich dann jemand von der linken Seite zurückziehen müssen und dann wäre die Ausgangslage wieder so gewesen wie jetzt eben schon im ersten Wahlgang.
SP-Präsident übernimmt Verantwortung
Bei der SP Olten macht man lange Gesichter. Der von der Partei offiziell nominierte Stadtpräsidiumskandidat Peter Schafer ist zu enttäuscht, um dem SRF-Regionaljournal eine offizielle Stellungnahme abzugeben.
Per SMS lässt er verlauten: «Ich bin zutiefst enttäuscht. Ein Traum, der hätte Realität werden können, ist zerstört.» Weiter lässt er verlauten: «Über weitere Schritte will ich mich im Moment nicht äussern, weil ich noch nicht die Ruhe gefunden habe, sachlich über das Ganze nachzudenken.» SP-Präsident Lukas Derendinger gibt zu, dass er schlicht und einfach vergessen hat, Peter Schafer für die Wahl anzumelden.
Auch Fraktionspräsident Daniel Schneider zeigt sich entrüstet. Er spricht von einem «unverzeihlichen Fehler» und ist «empört über die eigene schwache Leistung».
Der Kandidat bemerkte den Fauxpas
Verantwortlich für das ganze Debakel ist der Präsident der SP Olten, Lukas Derendinger höchstpersönlich. Dies ergaben Recherchen des SRF-Regionaljournals.
Auf sein Versehen aufmerksam gemacht, wurde Derendinger vom Kandidaten Peter Schafer selbst kurz nach Ablauf der Frist nach 17 Uhr. Derendinger zeigt sich im Gespräch mit SRF zu tiefst betrübt über sein Missgeschick: «Es ist klar mein Verschulden».
Er habe den Auftrag erhalten die Liste bis Montag um 17 Uhr einzureichen. «Ich wartete zunächst noch ab bis zur offiziellen Nomination, und am Ende ist es mir schlicht untergegangen. Das ist unverzeihlich, so etwas darf nicht passieren, aber es ist nun passiert. Nun müssen wir schauen, dass wir den Rank finden».
Rücktritt per sofort
Für sich selbst zieht Derendinger bereits Konsequenzen: «Ich trete aus der Geschäftsleitung zurück. Ich wollte das Parteipräsidium ohnehin auf den Sommer abgeben, nun wird es schneller gehen. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig, es ist klar mein Fehler und die Konsequenzen muss ich übernehmen.»
«Wir wählen nun wohl alle Iris Schelbert »
Mit Peter Schafer habe er zuletzt am Montagabend persönlich gesprochen, als klar war, dass er seine Kandidatur nicht nachreichen konnte.
Die SP Olten hat nun also definitiv keinen eigenen Kandidaten an den Stadtpräsidiums-Wahlen vom 9. Juni. Lukas Derendinger vermutet, dass die Mehrheit der Partei nun die Grüne Iris Schelbert wählen wird. «Wir haben mit ihr eine Kandidatin aus dem links-grünen Lager, der neuen Mehrheit im Parlament, die eine grosse Mehrheit der Partei wohl wählen wird.»
Vermutlich sei nun auch eine neue Parteiversammlung nötig, um diese Frage zu klären, so Derendinger weiter.