Berichte müssen nicht immer Papiertiger bleiben. Das beweist der Bericht zur Situation des Theaters im Aargau. Vor zwei Jahren publiziert, legte er den Finger auf einen besonders wunden Punkt. Auf die Tatsache nämlich, dass der Aargau zwar viele Theater hat, aber praktisch keinen Theaternachwuchs.
Junge Theaterinteressierte aus dem Aargau gehen an die ausserkantonalen Schauspielschulen und bleiben dann in den Kulturnetzwerken von Zürich, Bern oder Basel hängen. In den Aargau kommen sie nur selten zurück, sie haben hier keine Produktionsmöglichkeiten, keine Bühnen.
Theater Marie ergänzt «Tuchlaube»
Doch das ändert sich nun langsam. Seit Anfang Jahr bietet das Theater Tuchlaube in Aarau «First Steps» an. In diesem Förderprogramm sind junge Theatergruppen zu Gast in der «Tuchlaube» und können während zwei Wochen neue Ideen suchen und ausprobieren. Anschliessend betreut die Tuchlaube die Gruppe bei der Produktion eines Stückes.
Einen anderen Ansatz verfolgt das «Junge Marie». Angesprochen sind hier nicht junge Theaterprofis, die die Ausbildung schon hinter sich haben, sondern junge Menschen, die sich für eine Ausbildung zur Schauspielerin oder zum Schauspieler interessieren.
«Wir haben uns überlegt, was unsere Rolle als professionelle Theatergruppe ist im Aargau», erklärt Olivier Keller, Regisseur und Mitglied der Theaterleitung. «Wir haben uns entschieden, das Junge Marie zu gründen für Leute, die nach Erfahrungen im Schultheater oder in Jugend-Theaterclubs eine Produktion gestalten möchten.»
Grosses Interesse der Nachwuchs-Talente
Die erste Produktion des «Jungen Marie» ist «Sagt Lila». Es geht um eine junge Frau, die von den Männern zum Sexualobjekt degradiert wird. Sie reagiert darauf aggressiv, auch gegenüber Chimo. Und doch entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen der verletzlichen Frau und dem verstörten Chimo.
Für dieses Stück hat das «Junge Marie» ein Casting gemacht. «Das Interesse war gross», sagt Olivier Keller. Von 20 Bewerbungen wurden am Schluss drei junge Männer ausgewählt. Diese stehen zusammen mit einer professionellen Schauspielerin auf der Bühne. Sie erhalten einen Vertrag und eine Entschädigung. Premiere des Stücks ist im September.