Auf den ersten Blick sieht es nach einer Angelegenheit aus, die nichts mit Schweizer Politik zu tun hat: Die Schweizergarde in Rom, die seit über 500 Jahren den Papst bewacht, soll eine neue Kaserne erhalten – für rund 50 Millionen Franken.
Doch der Vatikan zahlt den Neubau nicht selber. Für die Finanzierung wurde eigens eine Stiftung gegründet: die Kasernenstiftung mit Sitz in Olten. Sie koordiniert die Sammlung der Gelder. Zahlen sollen Private, aber auch die öffentliche Hand in der Schweiz. Viele Kantone haben bereits Beiträge gesprochen (insgesamt bis jetzt rund 4.5 Millionen Franken), auch der Bund beteiligt sich (mit 5 Millionen).
Auch der Kanton Luzern hatte vor, an die Kaserne der Schweizergarde zu zahlen. 400'000 Franken bewilligte das Parlament dafür. Doch SP, Grüne, GLP, die Jungliberalen und die Freidenkerbewegung ergriffen das Referendum und somit stimmt Luzern am 25. September über den Betrag ab – als einziger Kanton.
Wir leben in einer Zeit, in der Kirche und Staat getrennt sind.
«Der Vatikan sitzt auf Milliarden von Franken», sagt SP-Kantonalpräsident David Roth, «er braucht also sicher nicht 400'000 Franken aus Luzern.» Einem Kanton, der, wie Roth sagt, «unrühmliche Bekanntheit erlangt hat mit Schulschliessungen, mit Polizeiposten, die zu sind, mit dem Abbau von Prämienverbilligungen für Familien.»
Roth äussert aber auch grundsätzlichere Bedenken: «Wir leben in einer Zeit, in der Kirche und Staat getrennt sind und sicher nicht einer einzigen Religionsgemeinschaft einfach Geld rüber geschaufelt werden sollte.»
Wir spenden einen Beitrag an die Garde, an die Ausbildung und die Schweizer Werte. Und nicht an den Vatikan.
Es gehe hier nicht um Religion, sondern um Tradition, kontern die Befürworterinnen und Befürworter. Die Schweizergarde stehe für Sicherheit, Loyalität und Verlässlichkeit und trage viel zum Ansehen der Schweiz bei, sagt etwa die Luzerner Mitte-Politikerin Karin Stadelmann: «In dem Sinne spenden wir einen Beitrag an die Garde, an die Ausbildung und die Schweizer Werte. Und nicht an den Vatikan.»
Luzern habe eine besonders enge Verflechtung mit der Schweizergarde, betont auch der Luzerner Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Paul Winiker: «Wir haben häufig den Kommandanten der Garde gestellt. Auch jetzt ist es ein Luzerner.» Und der Kanton profitiere davon: «Es gibt viele Luzerner, die dort Dienst leisten und dann zur Luzerner Polizei kommen – also bereits ausgebildet.»
Mehr Raum für mehr Gardisten
Die aktuelle Kaserne im Vatikan ist 150 Jahre alt, wurde seither kaum erneuert und ist baulich in schlechtem Zustand. Der Neubau soll nicht nur diese Mängel beheben, sondern auch mehr Raum bieten, da der Vatikan sein Korps von 110 auf 135 Gardisten ausgebaut hat. Der Vatikan selbst zahlt rund 5 Millionen Franken an das Projekt – für die Unterbringung der Gardisten während des Umbaus. Und er ist danach für den Unterhalt der Kaserne zuständig.