Seit 500 Jahren bewacht die Schweizergarde den Papst. Die Kaserne, in der die Gardisten stationiert sind, ist 150 Jahre alt. Nun soll sie für 50 Millionen Franken renoviert werden, finanziert durch Spenden, die durch eine Stiftung eingesammelt werden.
Wir betrachten es als Aufgabe unseres Landes, die Schweizergarde zu unterstützen.
Präsidentin des Patronatskomitees dieser Stiftung ist Alt-Bundesrätin Doris Leuthard. Die Kaserne entspräche nicht mehr den heutigen Bedürfnissen, sagt sie. Ausserdem sei sie in einem schlechten Zustand. «Seit Jahren fliesst Wasser unter der Kaserne durch, weshalb die Untergeschosse nicht mehr nutzbar sind. Dementsprechend riecht es auch.»
«Gardisten sind Botschafter für die Schweiz»
In erster Linie treibt die Stiftung das Geld bei Privatpersonen ein. Sie sieht jedoch auch die Schweizer Behörden in der Pflicht, einen Beitrag zu leisten. «Unsere Schweizergarde ist weltweit bekannt und die Gardisten beste Botschafter», so Doris Leuthard. «Wir betrachten es daher als Aufgabe unseres Landes, sie zu unterstützen.» Nicht alle Kantone gehen mit der Alt-Bundesrätin einig. Bern und Zürich lehnten bereits ab und nun formiert sich auch im katholischen Luzern Widerstand.
Die Kantonsregierung will 400'000 Franken ans Projekt beisteuern. Geld, das aus der Kantonskasse käme und nicht von den Kirchensteuern. Für David Roth, den Präsidenten der Luzerner SP, ist dies unbegreiflich. «Es geht nicht, dass ein säkulares Gemeinwesen alle Bürgerinnen und Bürger nötigt, Geld einer spezifischen Kirche zu überweisen. Egal welcher Glaubensgemeinschaft sie angehören.» Der Vatikan solle die neue Kaserne selbst finanzieren, er habe genügend Geld.
Kritiker in der Minderheit
David Roth wollte die Spende im Kantonsparlament verhindern und stellte in der Budget-Debatte einen Streichungs-Antrag. Vergeblich: Die bürgerliche Mehrheit sprach sich klar für den Beitrag an die Kasernensanierung aus. SVP-Kantonsrat Armin Hartmann etwa argumentierte, die Schweizergarde habe einen hohen symbolischen und historischen Wert. «Sie sorgt für eine positive Ausstrahlung der Schweiz in der ganzen Welt.» Luzern sei zudem eng mit der Schweizergarde verbunden – schliesslich stammten 24 der bisher 35 Kommandanten der Garde aus dem Kanton.
Trotz der Niederlage in der Budget-Debatte: Die SP, die Grünen und Teile der Grünliberalen wollen sich weiter gegen eine Beteiligung wehren – im Dezember, wenn das konkrete Dekret der Regierung in den Rat kommt. Zudem prüft die SP das Referendum gegen die Vorlage. Es könnte also sein, dass schlussendlich die Kantonsbevölkerung darüber bestimmt.
Finanzierung weit fortgeschritten
Doris Leuthard kann die Kritik verstehen. «Natürlich besitzt der Vatikan ein Vermögen.» Sie fügt jedoch an, man müsse präzisieren. «Der Reichtum setzt sich in erster Linie aus den Gebäuden und Kulturgütern zusammen. Die laufenden Einnahmen sind relativ bescheiden.» Deshalb sei der Vatikan immer wieder auf finanzielle Mittel von ausserhalb angewiesen. «Den Unterhalt der Garde wird der Vatikan jedoch weiterhin selbst bezahlen.»
Das Geld für die neue Kaserne käme wahrscheinlich auch ohne den Luzerner Zustupf zusammen. Laut Angaben der Stiftung sind bereits gut 40 Millionen Franken zugesichert und weitere knapp 3 Millionen beinahe spruchreif. Der Bund beteiligt sich mit 5 Millionen Franken und bisher seien bereits 12 Kantone mit an Bord, heisst es bei der Stiftung. Erst drei hätten definitiv abgesagt. Man sei deshalb zuversichtlich, im Jahr 2023 mit den Bauarbeiten beginnen zu können.