Gegen die geplante Änderung des Schaffhauser Schulgesetzes hat eine Gruppe von sogenannten «Homeschoolern» im Kanton das Referendum ergriffen und über 1600 Unterschriften gesammelt. Sie wehren sich dagegen, dass die Möglichkeit, Kinder privat zu unterrichten, eingeschränkt wird.
Der Boom erfolgte in der Pandemie
Gerade in der Corona-Pandemie und wegen der umstrittenen Maskenpflicht an den Schulen erlebte das Homeschooling einen Boom. Waren es bis davor gerade mal vier Familien im ganzen Kanton Schaffhausen, die ihre Kinder zuhause unterrichteten, sind es mittlerweile deren 27. Es betrifft rund 40 Kinder. Das Problem: Privatunterricht ist im Kanton Schaffhausen gesetzlich bisher nicht klar geregelt.
Das wollen die Regierung und der Kantonsrat ändern. Das Parlament hat einstimmig beschlossen, dass nur noch privat unterrichten darf, wer über ein anerkanntes Lehrdiplom verfügt.
Homeschooler empfinden das als diskriminierend. Eine von ihnen ist Eva Brütsch. Sie selbst verfügt zwar über ein Lehrdiplom und könnte ihre drei Kinder auch bei einer Annahme der Revision weiterhin daheim unterrichten. «Aber vielen anderen Familien wird diese Möglichkeit genommen», kritisiert sie. «Sie müssten ihre Kinder wieder in Schulsituationen schicken, unter denen diese teilweise sehr gelitten haben.»
Die Angst, dass Kinder von Eltern ohne Lehrdiplom nicht richtig unterrichtet würden, sei unhaltbar. «Gerade diese Eltern betreiben einen Riesenaufwand, um auf ihre Kinder einzugehen und ihnen alles beizubringen, was sie brauchen.» Die Einhaltung des Lehrplans werde vom Schulinspektor durch halbjährliche Besuche auch stärker kontrolliert als an der Volksschule, sagt Brütsch.
Im Weiteren verweisen die Homeschooler darauf, dass gerade an der Volksschule wegen des Lehrermangels mittlerweile ebenfalls Leute ohne Diplom unterrichten.
Befürworter sorgen sich um Wohl der Kinder
Die Befürworterinnen und Befürworter des Schulgesetzes lassen dies nicht gelten. «Quereinsteiger sind eingebunden ins Schulteam und werden beim Unterrichten auch gecoacht», betont der Schulreferent der Stadt Schaffhausen und FDP-Kantonsrat Raphaël Rohner. Im Gegensatz zu Homeschoolern würden diese auch nicht mehr als maximal zwei Fächer übernehmen. «Ohne Lehrdiplom ist es schlicht nicht möglich, den gesamten Fächerkanon von der ersten Primarstufe bis Ende der Oberstufe zu unterrichten, wie das die Homeschooler betreiben wollen», kritisiert Rohner.
Ihm geht es um das Wohl der Kinder. Diese sollen mit dem neuen Schulgesetz die Gewähr haben, dass sie zuhause qualitativ auf gleichem Niveau unterrichtet würden, wie Kinder, welche die Volksschule besuchen. Nur so sei für sie ein nahtloser Übergang in die Berufsausbildung oder ans Gymnasium gewährleistet.
Sämtliche Parteien – mit Ausnahme der EDU – haben die Ja-Parole beschlossen.