Hoch zu Ross in der Wildnis Amerikas verkörpert der Cowboy in der Werbung aus den 1970er-Jahren das Gefühl von Freiheit, auch in der Schweiz. Zigaretten werden hierzulande aber nicht nur geraucht, sie werden auch hier produziert. Seit 1680 baut man in der Schweiz Tabak an. Auch heute noch, wenn auch deutlich weniger als im Jahr 1940.
Damals konnte die Schweiz fast einen Viertel ihres jährlichen Tabakbedarfs selber abdecken. Die Anbaufläche wurde während des Zweiten Weltkrieges verdoppelt. Zigarettenrauchen war nach dem Krieg sehr beliebt. Rauchen sei zu einem Symbol der Freiheit geworden, sagt Gesundheitsexperte Martin Bienlein, der unter anderem für die Arbeitsgemeinschaft für Tabakprävention gearbeitet hat.
«Das hat damit zu tun, dass die Jugend und auch die Frauen sich emanzipiert haben. Die Jugend vielleicht Anfang der 60er-, die Frauen Ende der 60er–, und in der Schweiz vor allen Dingen auch in den 70er-Jahren», erklärt Bienlein.
Dabei hätte man bereits wissen können, dass Rauchen der Gesundheit schadet. Schon in den 50er-Jahren hatte man erste Anzeichen dafür, so Bienlein. 1964 schliesslich konnten amerikanische Wissenschaftler beweisen, dass Rauchen Lungenkrebs verursachen kann.
Werbung ja, aber nicht für Tabak
Im selben Jahr erlaubte der Bundesrat dem Schweizer Fernsehen zwar Werbesendungen, Tabakwerbung war davon aber ausgenommen. Die NZZ schrieb damals über den Entscheid: «Damit trägt der Bundesrat entsprechenden Eingaben der Ärzteschaft und Institutionen Rechnung, deren Zielsetzung die Förderung und Erhaltung der Volksgesundheit ist.»
In den nächsten Jahrzehnten kommt es rund ums Rauchen immer wieder zu politischen Debatten, Volksinitiativen, Gerichtsurteilen. So wurde im Club des Schweizer Fernsehens 1987 rege übers Rauchen diskutiert.
Zu Beginn der Sendung fragte der Moderator, während ein Gast bereits rauchte: «Es ist ja heute so üblich an Sitzungen, dass man zuerst abstimmt, ob geraucht werden darf oder nicht. Wie haben Sie es denn damit?» Der bereits Rauchende war Schriftsteller und Satiriker Gabriel Laub. Er liess sich nicht verunsichern: «Es macht mir Spass, wenn ich rauche.» Er habe aber nichts dagegen, wenn andere nicht rauchen.
Schritt für Schritt rauchfreie Räume
Doch, die Nichtraucherinnen und -raucher wurden über die Jahre lauter. In den 1990er-Jahren erhielten sie mehr Schutz: Arbeitgebende mussten neu rauchfreie Arbeitsplätze anbieten. Und 2005 schaffte die SBB die Raucherabteile in den Zügen ab. Fünf Jahre später, 2010, schützte der Bund Angestellte noch stärker vor dem Passivrauchen und verbot das Rauchen in öffentlichen Räumen wie auch in Restaurants und Bars.
Einige Basler Wirtinnen und Wirte proben den Aufstand. «Wir haben eine Gesetzeslücke gefunden, die nutzen wir aus. Denn es geht um unsere Existenz», so eine Wirtin, die ihre Schankstuben in ein Vereinslokal umgewandelt hat. Wer einen Mitgliederausweis hat, darf rein. Die Gäste freuts: «Keiner kann mir verbieten, zu rauchen!» Das Bundesgericht schob dieser Praxis fünf Jahre später jedoch einen Riegel vor.
Gesetz geht Initianten zu wenig weit
Die Zahl der Raucherinnen und Raucher nahm laut dem Bundesamt für Statistik bis 2017 ab auf 27 Prozent. Seit einigen Jahren stagniert sie. Da die meisten Raucher vor ihrem 18. Geburtstag damit beginnen, hat das Parlament ein neues Tabakwerbegesetz beschlossen, das Plakatwerbung und Kinospots für Tabak oder das Verteilen von Gratismustern untersagt.
Den Initianten von «Kinder und Jugendliche ohne Tabak» ging das zu wenig weit. Sie wollten, dass jegliche Tabakwerbung verboten wird, die Kinder und Jugendliche erreichen könnte. Es hat sich also einiges verändert, seit der Cowboy damals hoch zu Ross zum Rauchen verführte.