Acht der neun bisherigen Zürcher Stadträtinnen und Stadträte wollen ihre Sitze verteidigen – nur Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL) tritt zurück. Sein frei werdender Sitz ist umkämpft. Ausser die Grünliberalen schicken fast alle Parteien einen Kandidaten oder eine Kandidatin ins Rennen. Wer sind sie und was wollen sie erreichen? Die Übersicht:
Simone Brander (SP)
Die 43-jährige Veloaktivistin und langjährige Gemeinderätin soll für die SP den vierten Sitz zurückholen, den die Partei 2018 an die Grünliberalen verloren hat. Bekannt wurde Brander jüngst einerseits für ihren Kampf gegen den Rosengartentunnel, andererseits auch wegen ihrer Verurteilung vor Bezirksgericht. Sie erhielt eine bedingte Geldstrafe, weil sie während des coronabedingten Veranstaltungsverbots an einer Velo-Demo teilgenommen hatte.
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Bild 1 von 2. Simone Brander hat an der ETH Umweltnaturwissenschaften studiert. Heute arbeitet sie für den Kanton Aargau als Projektleiterin für die Solaroffensive. In ihrer Freizeit singt sie im Chor. Selbst fährt sie übrigens nicht Fahrrad. In der Stadt, so Brander, sei dies «lebensgefährlich». Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 2. Simone Brander politisiert ziemlich genau auf SP-Parteilinie. Tendenziell vertritt sie sogar minim linkere Positionen als ihre Partei wie beispielsweise bezüglich einer offenen Aussenpolitik. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Sonja Rueff-Frenkel (FDP)
Die FDP schickt die 49-jährige Kantonsrätin und Rechtsanwältin ins Rennen. Die sozialliberale Kandidatin soll auch in der Mitte Stimmen holen und so einen dritten Sitz erobern. Sie will sich unter anderen für den privaten Wohnungsbau, eine sichere Stadt und ein firmen- und gewerbefreundliches Umfeld stark machen. Bei Klimamassnahmen für Firmen setzt Sonja Rueff-Frenkel auf Freiwilligkeit. Ausserdem will sie mit ihrer Kandidatur für einen «angemessenen Frauenanteil» im Stadtrat sorgen.
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Bild 1 von 2. Sonja Rueff-Frenkel studierte Recht an der Uni Zürich. Heute leitet sie die Rechtsberatung des Hauseigentümerverbands Aargau. Erholung findet die dreifache Mutter beim Wandern in den Bergen oder beim Skifahren. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 2. Der Smartspider von Sonja Rueff-Frenkel zeigt keine Extrempositionen. Eine restriktive Migrationspolitik ist ihr etwas weniger wichtig als ihrer Partei. Dafür gewichtet Rueff-Frenkel den Umweltschutz etwas höher. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Stephan Iten (SVP)
Seit 2014 sitzt Stephan Iten für die SVP im Zürcher Gemeinderat. Der Politiker soll nun das schier Unmögliche schaffen und die SVP nach über dreissig Jahren zurück in den Stadtrat führen. Iten politisiert stramm auf Parteilinie und setzt sich für ein auto- und gewerbefreundliches Zürich ein. So ist der 43-Jährige gegen Tempo 30 oder einen Abbau von Parkplätzen, aber auch für mehr Polizeipräsenz und tiefere Steuern.
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Bild 1 von 2. Stephan Iten wohnt mit seiner Partnerin in Seebach und ist Inhaber einer Werkzeugfirma in Wipkingen. Er ist mit Leib und Seele Lokalpolitiker. Die Parteiarbeit sei seine Freizeit, sagt er von sich selbst. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Das Profil von Stephan Iten ist klar bürgerlich geprägt. In einigen Fragen, wie etwa bei den Finanzen oder in puncto Sicherheit und Disziplin, positioniert sich Stephan Iten noch etwas mehr rechts als seine Partei. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Dominik Waser (Grüne)
Mit fast 24 Jahren ist Dominik Waser der jüngste Kandidat. Er soll für die Grünen einen dritten Sitz erobern. Der Klimaaktivist und Mitbegründer einer Initiative, die überschüssiges Gemüse rettet, will im Stadtrat für die Einhaltung der Klimaziele kämpfen: zum Beispiel fossile Heizungen bis in neun Jahren ersetzen oder Parkplätze zugunsten von Bäumen und Velowegen abbauen.
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Bild 1 von 2. Der gelernte Landschaftsgärtner wuchs im Zürcher Oberland auf. Seit fünf Jahren lebt er in der Stadt Zürich. Dem Kampf fürs Klima ordnet er alles unter. So hat er nach eigenen Angaben deswegen auch das Studium der Umweltwissenschaften abgebrochen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Dominik Waser vertritt klar linke Positionen. Er möchte den Sozialstaat und den Umweltschutz aber noch weiter ausbauen als die Grünen und positioniert sich eindeutig gegen eine restriktive Migrations- und Finanzpolitik. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Josef Widler (Die Mitte)
Seit 2014 politisiert Josef Widler im Zürcher Kantonsparlament. Als Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft vertritt er die Interessen von 6000 Hausärztinnen und Hausärzten. In dieser Funktion ist der 67-Jährige seit Beginn der Corona-Pandemie auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Nun soll er dafür sorgen, dass seine Partei (Die Mitte) wieder in der Stadtzürcher Politik mitmischt. Vor vier Jahren schied sie, damals noch als CVP, aus Regierung und Parlament aus.
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Bild 1 von 2. Josef Widler arbeitet noch immer 50 Prozent in einer Praxis, die früher ihm gehört hat und heute von seiner Tochter geführt wird. Er lebt seit seiner Kindheit im Friesenberg-Quartier am Fusse des Uetlibergs. In seiner Freizeit fährt er gerne Ski. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 2. Das Profil von Josef Widler zeigt keine Extrempositionen. Im Vergleich mit seiner Partei sind dem Kantonsrat eine eher offene Aussen- und eine eher restriktive Finanzpolitik noch etwas wichtiger. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Roland Scheck (SVP)
Mit Roland Scheck schickt die SVP einen Altbekannten ins Rennen. Scheck kandidierte bereits 2014 für den Zürcher Stadtrat. Damals blieb er aber chancenlos und landete auf dem drittletzten Platz. Als selbständiger Webdesigner gestaltet er Websites für Verbände oder Firmen. Politisch engagiert sich der 54-Jährige seit 2011 im Zürcher Kantonsrat. Verkehrspolitik und Finanzpolitik sind seine Steckenpferde. Er politisiert stramm auf SVP-Linie.
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Bild 1 von 2. Aufgewachsen ist Roland Scheck im Aargauischen Fricktal. Sein Bauingenieur-Studium an der ETH zog ihn nach Zürich. In seiner Freizeit ist Roland Scheck häufig auf Bergtouren unterwegs. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 2. Mit seinen Positionen politisiert Roland Scheck eher am rechten Rand der SVP. Zentral sind für ihn eine restriktive Migrationspolitik und das Einhalten von Recht und Ordnung. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Walter Angst (AL)
Mit dem 60-Jährigen schickt die Alternative Liste ein bekanntes Gesicht in den Wahlkampf. Angst politisiert bereits seit fast zwanzig Jahren im Zürcher Stadtparlament. Seine Kernkompetenz liegt in der Wohnbaupolitik. Als langjähriger Kommunikationsverantwortlicher des Zürcher Mieterinnen- und Mieterverbands setzt er sich für mehr bezahlbare Wohnungen ein. Mit Walter Angst will die AL den Sitz von Richard Wolff verteidigen, der als einziger Bisheriger bei den Wahlen nicht mehr antritt.
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Bild 1 von 2. Geboren ist Walter Angst in Wädenswil am Zürichsee. Heute lebt er zusammen mit seiner Partnerin und seiner Tochter in Zürich-Wiedikon. In seiner Freizeit geht er gerne an einen FCZ-Match oder ins Konzert. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 2. Mit seinen Positionen verkörpert Walter Angst quasi das Parteiprogramm der Alternativen Liste. Der Smartspider stimmt praktisch eins zu eins mit der Haltung seiner Partei überein. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.
Roger Föhn (EVP)
Für die EVP soll Roger Föhn einen Sitz in der Zürcher Stadtregierung holen. Föhn ist seit über dreissig Jahren Sigrist in der Stefanskirche Hirzenbach in Schwamendingen. Seit 2018 politisiert er im Zürcher Gemeinderat. Dort setzt er sich vor allem für die Stärkung der Familien ein, gerade auch für solche mit einem klassischen Modell. Ausserdem ist der 59-Jährige gegen eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf Hauptstrassen.
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Bild 1 von 1. Roger Föhn hat zusammen mit seiner Frau drei Kinder. Der gelernte Koch engagiert sich seit Jahren für ein Hilfsprojekt in der brasilianischen Grossstadt Belo Horizonte, um Kindern aus armen Verhältnissen bessere Startchancen für die anschliessende Schulbildung zu ermöglichen. Bildquelle: ZVG.
Serap Kahriman (Junge GLP)
Die 31-Jährige tritt für die Jungen Grünliberalen an, nachdem sich die Mutterpartei gegen eine zweite Kandidatur entschieden hat. Derzeit ist sie in keinem politischen Amt tätig. Die gelernte Gärtnerin wurde auf dem zweiten Bildungsweg Juristin. Heute arbeitet sie in der Rechtsabteilung einer Versicherung. Zu ihren Kernthemen gehört der Klimaschutz: Es brauche noch mehr Leute auf dem Velo und im ÖV, um den CO₂-Ausstoss zu senken.
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Bild 1 von 2. Kahriman ist die zweitjüngste Kandidatin für den Zürcher Stadtrat. Ihre Eltern stammen aus der Türkei, aufgewachsen ist sie im Toggenburg. Kahriman schwimmt gerne im Zürichsee und hat im Sommer die theoretische Segelprüfung bestanden. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 2. Eine liberale Gesellschaft und ein ausgebauter Umweltschutz sind Serap Kahriman besonders wichtig. Kahriman ist gegen eine restriktive Migrationspolitik. Bildquelle: Smartvote/Sotomo.