Es war eine bittere Niederlage für Andy Tschümperlin und die SP, als er im Jahr 2015 die Wiederwahl als Nationalrat verpasste. Nun wird er – nach sieben Jahren Polit-Abstinenz – wieder ein Amt bekleiden: Tschümperlin wurde in den Gemeinderat von Schwyz gewählt. Er übernimmt von seiner abtretenden Parteikollegin Petra Hummel.
«Ich habe immer gerne politisiert, und dieses Amt gibt mir die Möglichkeit, mich im letzten Abschnitt meines Berufslebens nochmals politisch zu engagieren», sagt er auf Anfrage. Er sei jetzt an einem Punkt im Leben, wo er nichts mehr müsse, sondern nur noch dürfe. Tschümperlin feierte diesen März seinen 60. Geburtstag.
Weniger Stimmen trotz guter Ausgangslage
Die Wahl in die Exekutive der Gemeinde Schwyz war praktisch Formsache: Der Alt-Nationalrat stand zusammen mit den bisherigen Gemeinderäten der FDP, SVP und der Mitte auf einer Liste. «Es war klar, dass es klappt», so Tschümperlin.
Trotz dieser guten Ausgangslage holte er rund 800 Stimmen weniger als seine Kollegen, Hunderte von Wählerinnen und Wähler haben seinen Namen von der Liste gestrichen. «Das war zu erwarten», sagt Tschümperlin, «die SVP wählt mich auch nicht, wenn wir auf einer gemeinsamen Liste sind».
Rückzug aus der Politik
Es war denn auch die SVP, auf deren Kosten er seinen Nationalratssitz im Jahr 2015 verloren hatte. Die Schwyzer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hatten Tschümperlin abgewählt, nach acht Jahren in der grossen Kammer und trotz Schlüsselfunktion als Fraktionschef der SP. Stattdessen wählten sie Marcel Dettling von der SVP.
Nach der Enttäuschung über seine Abwahl zog sich Tschümperlin aus der Politik zurück. Der ausgebildete Primar- und Reallehrer arbeitete fortan in der Privatwirtschaft und der Verwaltung. Zuletzt verantwortete er beim Kanton Zug die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. Ausserdem verwaltete er die Liegenschaften der Immobilienfirma seines Vaters.
«Politik war immer wichtig»
Als Linker im konservativen Kanton Schwyz hatte Andy Tschümperlin auch vor seiner Abwahl einen schweren Stand. Er machte publik, dass er und seine Familie teilweise massiven Drohungen ausgesetzt gewesen seien. «Ich war für viele Einheimische stets eine negative Projektionsfläche», sagte er nach der Abwahl gegenüber der Berner Zeitung.
Es mag daher erstaunen, dass er sich nach sieben Jahren Ruhe wieder auf die Politbühne zurück wagt, wenn auch auf lokaler Ebene. Die Politik sei ihm immer wichtig geblieben, begründet Tschümperlin den Entscheid. «Demokratie braucht Menschen, die sich engagieren», davon sei er überzeugt. Andere Kandidatinnen und Kandidaten wollten sich für die SP nicht zur Wahl stellen.