In der zweisprachigen Stadt Biel tobt seit Wochen ein regelrechter Sprachenkampf. Zankapfel ist ein Artikel des neuen Reklamereglements, über das die Stimmberechtigen am 18. Juni abstimmen.
Der Artikel verlangt, dass Reklamen in den beiden Amtssprachen Französisch und Deutsch konzipiert und ausgehängt werden müssen. Dies auf bewilligungspflichtigen Werbeflächen und Fassaden. Eine Werbebotschaft, die generell nur in einer der beiden Sprachen daherkomme, soll als Verstoss geahndet werden. Damit soll die Zweisprachigkeit in der Bilingue-Stadt Biel gefördert werden.
Feldzug gegen «Sprachenzwang»
Zuerst wehrte sich eine bürgerliche Allianz – darunter Zürcher Werbefirmen – öffentlich gegen einen «Sprachenzwang». Von der Regelung im besagten Artikel wäre etwa auch der Slogan des EHC Biel «Ici c'est Bienne» betroffen, hiess es.
Roland Ehrler, Direktor des schweizerischen Werbe-Auftraggeberverbandes (SWA), warnte laut «Bieler Tagblatt» an einer Medienkonferenz von einer «versteckten Sprachbombe», die man dringend entschärfen müsse. «Die deutsche Version 'Hier ist Biel' tönt unsinnig», so Ehrler über den EHCB-Slogan. Betroffen wären auch Unternehmen wie Nespresso («What else») oder Nike («Just do it»), so die Gegnerschaft.
Schlagabtausch zwischen Stadtregierung und Gegnerschaft
Die Behörden um Stadtpräsident Erich Fehr gerieten wegen der bürgerlichen Attacke unter Zugzwang. Die Stadtregierung verschickte darum zweieinhalb Wochen vor der Abstimmung eigens eine Medienmitteilung. Darin hat sie der Gegnerschaft vorgeworfen, Falschaussagen zum neuen Reglement zu verbreiten.
«Es stimmt nicht, dass Marken, Slogans oder Eigennamen übersetzt werden müssen», so Fehr zu SRF. Auch die Sitzbezüge im Eishockeystadion etwa dürften weiterhin «Hot Seats» heissen.
Der Vorwurf der faktenwidrigen Aussagen lässt SWA-Präsident Ehrler nicht auf sich sitzen. «Über Slogans steht nichts im Reglement. Im Gegenteil. Alles muss in den zwei Sprachen konzipiert sein.»
Mit gesundem Menschenverstand für bilingue Werbung
Von Zwang könne keine Rede sein, sagt hingegen SP-Politiker Michael Steiner von der Pro-Seite. Es gehe vielmehr darum, den gesunden Menschenverstand anzuwenden. In einer bilinguen Stadt wie Biel brauche es auch bilingue Werbung. «Es geht darum, dass Werbetreibende Plakate in beiden Sprachen aufhängen. Nicht, dass jedes Plakat zweisprachig ist.»
Dank des neuen Reglements solle das Verhältnis von deutscher und französischer Werbung ausgewogener sein und die Bevölkerung besser abbilden. In Biel sind 57 Prozent der Bevölkerung deutschsprachig, 43 Prozent französischsprechend.
Die Werbung hingegen sei zu wenig auf Französisch. «Das kann nicht im Interesse der Wirtschaft sein», so Steiner.
Gesetz solle überarbeitet werden
Trotz der Beteuerungen der Befürworterschaft setzt sich der EHC Biel weiter gegen das neue Reglement ein. «Was darf man, was darf man nicht? Für uns gibt es noch zu viele Unsicherheiten im neuen Gesetz», so Thomas Burkhardt vom EHC Biel. Das Gesetz müsse deshalb abgelehnt und konkreter formuliert werden.