Es führen zwar nicht alle Wege nach Beromünster, aber ziemlich viele eben doch: Gleich vier Kantonsstrassen treffen in der Luzerner Gemeinde aufeinander, die auf einer Anhöhe zwischen Baldegger- und Sempachersee gelegen ist. Der ganze Verkehr muss dabei durch den «Flecken», das historische Ortszentrum. Das sind gut 10'000 Fahrzeuge jeden Tag.
Ein unbefriedigender Zustand für die knapp 7000 Menschen, die in Beromünster leben. Da sind sich alle einig.
Auch für das Ortsbild: Immerhin ist der «Flecken», der ab dem 11. Jahrhundert rund um den Chorherrenstift St. Michael entstanden ist, im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.
Der Kanton Luzern will darum eine Umfahrungsstrasse bauen. Das Parlament hat das Projekt bereits abgesegnet, doch weil es rund 70 Millionen Franken kosten soll, unterliegt es dem obligatorischen Referendum. Darum müssen am 18. Juni nun auch noch die Luzernerinnen und Luzerner darüber abstimmen.
«Teuer» und «sinnlos», heisst es auf der linken Seite
Auch wenn mit der aktuellen Verkehrssituation in Beromünster niemand zufrieden ist: Die Umfahrungsstrasse kommt nicht überall gut an. Grüne, Grünliberale und Teile der SP bekämpften sie bereits im Parlament, im Abstimmungskampf sprechen sich auch Umweltverbände und ein lokales Gegnerkomitee gegen sie aus.
Die Kritik: Die Umfahrung sei überdimensioniert, viel zu teuer – und bringe keine Lösung des Problems, sondern bloss eine Verlagerung. «Statt des Zentrums werden künftig einfach andere Quartiere durch den Verkehr belastet», moniert etwa Michael Töngi, Präsident der Luzerner VCS-Sektion.
Das ist eine Scheinlösung. Statt des Zenrums werden künftig einfach andere Quartiere durch den Verkehr belastet.
Die Strasse werde zudem mehr Verkehr bringen, wenn Beromünster dereinst einfach umfahren werden könne, ist er überzeugt. «Es wäre klüger, die Leute zum Umsteigen auf andere Verkehrsmittel zu überzeugen», sagt Töngi.
Für Unmut sorgen ausserdem die Eingriffe in die Landschaft. Geplant ist etwa eine Brücke über die Wyna, zudem soll die Strasse streckenweise auf einem über vier Meter hohen Damm verlaufen.
«Das Ortsbild Beromünsters wird auch durch die Landschaft geprägt, und die würde mit dieser Strasse unwiederbringlich verschandelt», sagt die Grünen-Kantonsrätin Gertrud Galliker, die in Beromünster lebt und sich im Nein-Komitee engagiert.
Bürgerliche erwarten «mehr Lebensqualität»
Für die Luzerner Regierung – wie auch für die bürgerlichen Parteien – ist dagegen klar: Die Umfahrung ist notwendig.
Sie verbessere die Verkehrssicherheit und diene dem Schutz des kulturhistorisch wertvollen Ortskerns, sagt der zuständige Regierungsrat Fabian Peter. «Bis zu 80 Prozent des Verkehrs, der sich heute durch Beromünster zwängt, wird künftig über die Umfahrung umgeleitet. Das schafft einen grossen Mehrwert für die Aufenthaltsqualität.»
Bis zu 80 Prozent des Verkehrs, der sich heute durch Beromünster zwängt, wird künftig umgeleitet.
Peter zieht einen Vergleich zum nahe gelegenen Sempach: «Würde dort der Verkehr noch mitten durchs mittelalterliche Städtchen führen, hätten wir nicht jenes Sempach, das wir heute so gernhaben.» Beromünster habe diese Umfahrung verdient.
Zumal bereits seit 50 Jahren an einer Lösung des Verkehrsproblems herumstudiert werde, sagt Beromünsters Gemeindepräsident Hans-Peter Arnold. «Was jetzt vorliegt, ist die beste Lösung: Die Strasse beansprucht wenig Kulturland und bringt mehr Lebensqualität ins Zentrum unserer Gemeinde.» Bei einem Ja der Stimmbevölkerung am 18. Juni würden voraussichtlich 2025 die Baumaschinen auffahren.