Wer wird Stadtpräsidentin beziehungsweise Stadtpräsident von Zug? Am 27. November fällt die Entscheidung – dies, nachdem im ersten Wahlgang Anfang Oktober niemand das absolute Mehr erreicht hat. Die zweite Runde unterscheidet sich stark von der ersten. Waren es damals noch vier Kandidaturen, kommt es nun zum Zweikampf zwischen den beiden Erstplatzierten: Barbara Gysel von der SP gegen André Wicki von der SVP.
Egal, wer das Rennen gewinnt, es wird eine Premiere. Mit Barbara Gysel stünde erstmals eine Frau der Stadtregierung vor, mit André Wicki würde erstmals ein SVP-Vertreter das Amt bekleiden. Doch wenn man sie darauf anspricht, rücken beide genau diese Aspekte eher in den Hintergrund. Barbara Gysel betont etwa lieber die Fähigkeiten, die es für den Posten braucht.
Ich wäre tatsächlich die erste Frau in diesem Amt. Aber ich glaube, es steht im Vordergrund, welche Qualifikation jemand mitbringt.
Und André Wicki mag kaum darauf eingehen, dass dank ihm die SVP zum ersten Mal das Stadtpräsidium erobern könnte. Er verweist lieber auf seine Erfahrung als Stadtrat.
Es wäre sicher schön. Aber in erster Linie steht die Arbeit im Vordergrund, die ich für die Stadt Zug geleistet habe.
Auf zwölf Jahre im Zuger Stadtrat kann SVP-Kandidat André Wicki zurückblicken, zuerst war er Bau- und nun Finanzdirektor. Das sei der grosse Unterschied zu seiner Konkurrentin, die neu in die Stadtregierung gewählt wurde, findet Wicki und sagt, auf Barbara Gysel gemünzt: «Ob es sinnvoll ist, gleich aufs Präsidium zu gehen, das werden wir sehen.»
Die SP-Kandidatin kontert, sie sei seit 2008 im Kantonsrat und damit schon länger in einem Rat tätig als alle anderen MItglieder des Stadtrats. Dann dreht Barbara Gysel den Spiess um: Direkt mit dem Präsidium anzufangen habe auch einen Vorteil. «Wenn man vorher kein eigenes Departement geführt hat, dann kann man sehr unabhängig von allen Departementen diese Führungsaufgabe ausüben.»
Im ersten Wahlgang noch waren die beiden fast gleichauf. Barbara Gysel holte nur gerade 15 Stimmen mehr als ihr Widersacher André Wicki. Das Rennen ist also offen. Entscheidend wird sein, wem es gelingt, die Stimmen der Wählenden aus der politischen Mitte zu holen. Barbara Gysel führt für sich ins Feld, dass in der Stadt Zug, obwohl sie mehrheitlich bürgerlich ausgerichtet ist, die SP bereits zweimal den Stadtpräsidenten stellte. «Zug ist sehr offen und hat eine lange Tradition der Vielfalt», sagt Gysel.
SVP-Kandidat André Wicki seinerseits vertraut darauf, dass die bürgerlichen Wählerinnen und Wähler zusammenhalten. Und dass die Stimmen, die im ersten Wahlgang an die FDP-Kandidatin und den Mitte-Kandidat gingen, nun mehrheitlich ihm zugutekommen werden. Zumindest offiziell wünschen dies auch die Parteien: FDP und Mitte empfehlen André Wicki als Stadtpräsident.
Ob Zug künftig vom SVP-Stadtpräsidenten Wicki oder von der SP-Stadtpräsidentin Gysel geführt wird: Sicher ist, dass auf dem Posten ein Parteienwechsel stattfindet. Der oder die Gewählte wird nämlich die Nachfolge Karl Kobelt von der FDP antreten, der auf Ende Jahr als Präsident zurücktritt – nach nur gerade einer Amtszeit.