Heute Mittwoch ist die zweite SRG-Umfrage im Auftrag der SRG SSR publiziert worden. Im Zusammenhang mit Umfragen tauchen immer wieder Fragen auf, wie repräsentativ diese sind. Da die Umfrage nebst telefonischen Befragungen auch Online-Befragungen umfasst, gibt es ab und an auch Gerüchte, die Umfragen könnten eventuell sogar manipuliert worden sein.
Was ist dran an diesen Behauptungen? Einer, der diese Fragen beantworten kann, ist Lukas Golder. Er ist Co-Leiter und Verwaltungsratspräsident des Forschungsinstitutes gfs.bern, welches die SRG-Umfragen durchführt. Im Interview nimmt er zu den wichtigsten Fragen Stellung.
SRF News: Wie können Manipulationen von Online-Umfragen verhindert werden?
Lukas Golder: Dazu wären strikte Barrieren nötig. Doch zunächst gilt es klar zu differenzieren zwischen Online-«Klick-Votings» einerseits, von denen aktuell die Rede ist. Und andererseits den wissenschaftlichen, repräsentativen Umfragen, wie wir sie bei gfs.bern machen. Unsere Ergebnisse basieren hauptsächlich auf repräsentativen, telefonischen Umfragen. Diese werden zwar ergänzend ebenfalls durch Online-Befragungen gestützt. Doch dank der wissenschaftlichen Methodik erkennen wir Unregelmässigkeiten bereits in der Datenkontrolle: Deshalb können unsere Umfrageergebnisse nicht manipuliert werden.
Unsere Umfragemethodik unterscheidet sich klar von einfachen Votings auf Newsportalen und Webseiten.
«Glaube nicht einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast»: Sind denn Statistiken und Umfragen so einfach zu fälschen?
Wir werden mit unseren SRG-Trend-Befragungen in unterschiedlichsten Themen alle paar Monate seit zwanzig Jahren an der Realität gemessen. In den allermeisten Fällen sind wir zufrieden. Unsere Umfragemethodik ist etabliert und wird weltweit verwendet. Sie sind nicht perfekt, liefern aber wie in unserem Fall in den meisten Fällen ein sehr präzises aktuelles Meinungsbild. Dies gilt es klar zu unterscheiden von einfachen Votings auf Newsportalen und Webseiten.
Wie hoch kann der Anteil von «manipulierten» Umfragen sein?
Unsere Umfragen als Ganzes sind nicht manipulierbar, da wir bei der Überprüfung der Daten die Telefonbefragung als Referenz verwenden und die meisten Manipulationen bereits in der Datenkontrolle erkannt und korrigiert werden.
Die SRG-Umfragen werden telefonisch und online durchgeführt. Was ist zuverlässiger?
Das Spannende ist, dass wir dank der online geführten Umfragen bei den Untergruppen genauer geworden sind. Das gilt beispielsweise für die italienischsprachige Schweiz oder für jüngere Stimmberechtigte. Für gesamtschweizerische Aussagen vertrauen wir aufgrund der langjährigen Erfahrung mit telefonischen Umfragen weiterhin eher der telefonischen Methode. Das ist auch die Umfrageform, die wir unseren Kundinnen und Kunden weiterhin empfehlen.
Wie ist das Verhältnis zwischen Online- und Telefonbefragungen? Wie wird hier gewichtet?
Wenn alle Daten der beiden Methoden gewichtet, kontrolliert und für sich alleine bereits plausibel sind, setzen wir sie in etwa in das gleiche Gewicht. Zuletzt waren wir damit auffallend präzise. Beide Methoden haben jedoch spezifische Vorteile und Nachteile.
Wie funktioniert eine Gewichtung?
Die Daten werden nach Regionen, Sprache, Alter, Geschlecht, Partei und nach einer früheren Abstimmung so gewichtet, dass sie gesellschaftlich und politisch möglichst genau die Schweiz abbilden.