Lärm, Abgase, Stau. Die Gemeinde Aarwangen (BE) ächzt schon seit Jahren unter dem Verkehrsaufkommen. An Werktagen fahren 17 000 Autos und Camions durch das Oberaargauer Dorf. Tendenz steigend.
Die Strasse ist eng, dreissig Unfälle gibt es im Schnitt pro Jahr. «Der Verkehr ist kaum zu ertragen», sagt Bäcker Daniel Nyfeler. Sein Geschäft liegt direkt an der viel befahrenen Strasse. «Auch der Schulweg geht hier durch. Es ist ein Wunder, ist da noch nichts Schlimmes passiert.»
Die Pläne sind umstritten, das links-grüne Lager hat das Referendum ergriffen. Die Kritik: Die geplante Umfahrungsstrasse führt durch ein Smaragdgebiet von europäischer Bedeutung.
«Es ist ein wichtiger Lebensraum für Kröten, Frösche, Fledermäuse und andere Tierarten», sagt Kurt Eichenberger, Co-Präsident des Vereins «Natur statt Beton».
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Umfahrungsstrasse zu verhindern. «Kommt die Strasse, dann ist es Aus mit der Ruhe, Aus mit der nächtlichen Dunkelheit. Der Lebensraum wird zerstört.»
Kritik an der Umfahrungsstrasse gibt es auch aus der Landwirtschaft. Beispielsweise von Bauer Samuel Jenzer, auch er ist Mitglied bei «Natur statt Beton». «Mit der Strasse verlieren wir Land und Wald. Das können wir uns einfach nicht leisten.»
Wirtschaft und Bevölkerung sollen profitieren
Es gehe um Sicherheit, sagt hingegen Wirtschafs- und Umweltdirektor Christoph Ammann, auch um die wirtschaftliche Sicherheit. «Mit der Umfahrungsstrasse sind Transporte in einer gewissen Zeit machbar.» Von der besseren Anbindung an die Autobahn profitiere auch die Bevölkerung.
Ähnlich klingt es bei den Befürworterinnen und Befürwortern der Umfahrungen Oberburg und Hasle bei Burgdorf.
Die Stadt Burgdorf und die Region litten seit über 50 Jahren unter dem Verkehr, sagt der Burgdorfer Stadtpräsident Stefan Berger (SP). Deshalb setze er sich für die Verkehrssanierung ein.
Diese sieht neben den beiden Umfahrungen auch den Bau zweier Bahnunterführungen vor. «Damit beseitigen wir Nadelöhre. Der ÖV- und Langsamverkehr wird bevorzugt, das bringt der Gesamtmobilität etwas.»
Der ehemalige BDP-Nationalrat Hans Grunder ergänzt: «Das Projekt ist massgeschneidert und braucht wenig Kulturland.»
Anderer Meinung sind die Gegnerinnen und Gegner. Kurt Eichenberger, der auch für den WWF Bern arbeitet, warnt: «Die Strassenprojekte stammen aus dem letzten Jahrhundert. Werden sie gebaut, nimmt man das Artensterben und den Naturschutz nicht ernst.» Teer und Beton setzten viel klimaschädliches CO2 frei.
SP-Grossrätin Andrea Rüfenacht sieht mit dem Projekt die Mobilitätsstrategie und den Klimaartikel des Kantons verletzt. Und sie kritisiert das Projekt von 314 Millionen Franken als zu teuer: «Wenn man entlang der Strasse wohnt, hat man was davon. Für alle anderen ist der Nutzen gering».