Vor mindestens 4.46 Milliarden Jahren ist der Mond entstanden. Das fand ein Forschungsteam der University of Glasgow heraus und korrigiert damit das Alter des Erdtrabanten um 40 Millionen Jahre nach oben. Das erlaube neue Einblicke in die verschiedenen Prozesse bei der Entstehung des Sonnensystems, erklärt Astrophysikerin Susanne Wampfler von der Universität Bern.
SRF News: Warum ist es für uns Erdlinge interessant, das Alter des Mondes zu kennen?
Susanne Wampfler: Der Mond spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Erde. So stabilisiert er die Erdachse und damit auch das Klima der Erde. Zugleich ist er für die Länge der Tage und Ebbe und Flut verantwortlich. Entsprechend ist das Alter des Mondes interessant.
Das Forschungsteam in Glasgow untersuchte Mondstaub von der Appollo-17-Mission. Wie kam die neue Altersbestimmung zustande?
Was man datieren kann, ist der der Zeitpunkt, als die Mondmasse abgekühlt ist und eine feste Kruste gebildet hat. Dabei bildeten sich so genannte Zirkon-Kristalle, die jetzt untersucht werden können. Diese Kristalle schliessen Uran sehr gut ein, aber kein Blei. Da Uran aber mit der Zeit zu Blei zerfällt, kann über das Verhältnis von Uran und Blei in den Kristallen auf das Alter geschlossen werden.
Wie erklärt sich die Wissenschaft die Entstehung von Sonne, Erde und Mond?
Bekannt ist heute aufgrund der Beobachtungen aus der Astrophysik, dass Planetensysteme und neue Sterne aus Dunkelwolken entstehen. Das sind grosse Ansammlungen von Gas und Staub zwischen den Sternen. Wenn diese Ansammlungen genügend dicht sind, können sie unter ihrer eigenen Gewichtsanziehungskraft zusammenstürzen.
40 Millionen Jahre früher oder später machen da durchaus einen Unterschied.
Dadurch entsteht ein neuer Stern. Um diesem herum bildet sich aus physikalischen Gründen eine Scheibe. In dieser Scheibe können Planeten und allenfalls auch Monde dieser Planeten entstehen.
Was ändert sich mit diesem neu bestimmten Mondalter für die Forschung und inwiefern ist es relevant?
Das Alter spielt immer eine Rolle bei der Frage, welche Prozesse in welcher Abfolge stattgefunden haben, oder ob es gleichzeitig ablaufende Prozess gab. Etwa, ob noch Staub vorhanden war, als es bereits erste Planeten gab. 40 Millionen Jahre früher oder später machen da durchaus einen Unterschied, auch wenn die Zeitskalen bei der Erforschung des Weltalls auf Milliarden Jahre laufen.
Je genauer das Alter verschiedener Dinge und der Zeitpunkt von Prozessen bekannt sind, desto genauer versteht man die Entwicklung des Sonnensystems.
Das neue Alter wird nun in den Modellen angepasst. Dabei wird man sehen, ob die berücksichtigten Prozesse in der Erklärung des Sonnensystems allenfalls überarbeitet werden müssen. So könnte es etwas sein, dass die Erde schon viel früher stabilisiert wurde, weil der Mond ein bisschen älter ist, als gedacht. Entsprechend müsste beispielsweise auch die Bahn der Erde oder das Erdklima anders berücksichtigt werden.
Das Gespräch führte Iwan Lieberherr.