Dieser Tage erscheinen gleich zwei neue Romane des Aargauer Schriftstellers Andreas Neeser: «Wie wir gehen» in Hochdeutsch, «Alpefisch» in Mundart. Mit seinem ersten Mundart-Roman tat sich Neeser ein bisschen schwer.
SRF: Sie schreiben viel. Jetzt erscheinen sogar zwei neue Bücher auf einmal. Woher nehmen Sie die Zeit? Sie unterrichten ja auch noch als Deutschlehrer. Schreiben Sie nachts, wenn wir anderen schlafen?
Andreas Neeser: Das nicht, ich brauche schon auch Schlaf, ich habe ja auch noch eine Familie. Aber wenn man sich einbildet, man habe etwas zu sagen, dann findet man die Zeit dafür schon irgendwie. Zudem sind die Texte ja über eine längere Zeit entstanden. Dass sie jetzt praktisch zeitgleich erscheinen, ist eigentlich Zufall.
Sie haben auch schon Mundart geschrieben, Erzählungen aus ihrer Kindheit. Jetzt mit «Alpefisch» erstmals ein Roman. Wie kam es dazu?
Nach dem dritten Erzählband hatte ich das Gefühl, die Welt von damals sei jetzt fertig erzählt. Doch dann wurde ich kribbelig und dachte: Es muss doch möglich sein, mit dieser Mundart auch moderne, heutige Geschichten zu erzählen!
Der Roman sei in Aargauer Mundart, wirbt der Verlag. Dabei gibt es DIE Aargauer Mundart ja gar nicht, sondern vier unterschiedliche Varianten, wie das aktuelle Forschungsprojekt Hunziker2020 zeigt. Interessieren Sie sich für solche Erkenntnisse oder schreiben Sie einfach ihre eigene Mundart?
Ich bin nicht der Sprachwissenschafter, der sich von dieser Seite her mit der Sprache beschäftigt. Ich finde es spannend, mit diesem Reichtum, den die Mundart uns bietet, kreativ sein zu können und Geschichten zu erfinden.
Und was dabei herauskommt ist dann die «Andreas-Neeser-Mundart»?
Absolut. Das ist Rudertaler-Deutsch mit Anteilen von einem, der seit bald 30 Jahren in Aarau und Umgebung wohnt.
SRF: Sie haben nach den Mundart-Erzählungen jetzt eben erstmals einen Mundart-Roman geschrieben. Ist das schwieriger?
Andreas Neeser: Beim Arbeiten an diesem Text habe ich tatsächlich gemerkt, dass es Probleme gibt, an die ich vorher überhaupt nicht gedacht habe. Eine Besonderheit unserer Mundart ist zum Beispiel, dass es nur Präsens und Perfekt gibt zum Erzählen: «Ig isse» und «I ha g'ässe». Futur und Plusquamperfekt fehlen. So ist es sehr schwierig, eine komplexe Geschichte, die sich auf verschiedenen Zeitebenen abspielt, überhaupt erzählen zu können, damit die Zeiten auch wirklich klar sind. Im Hochdeutschen gibt es viele spannende Möglichkeiten, und es war dann meine Challenge, auch in der Mundart Möglichkeiten zu finden, um diesen Zeit- und Zeiten-Problemen Herr werden zu können.
Schreiben Sie nach dieser Erfahrung die nächsten Romane lieber wieder in Hochdeutsch?
Wenn es so wäre, dann wäre das Buch ja nicht gut genug, und dann hätte ich es sicher nicht herausgegeben. Ich bin sehr glücklich, dass es mir gelungen ist. Also: Gerne wieder ein Mundart-Roman!