- Der Kanton Solothurn lanciert ein schweizweit einzigartiges Projekt, um die Arbeitslosigkeit im Alter zu bekämpfen.
- Arbeitgeber können Arbeitslose, die über 50 Jahre alt sind, für drei Monate als Praktikanten anstellen.
- Der Lohn wird dabei weiterhin von der Arbeitslosenkasse bezahlt.
- Das Ziel ist, dass die Arbeitgeber die Praktikanten nach den drei Monaten anstellen.
Mit dem Projekt «Einstiegspraktikum ü50» will der Kanton Solothurn die Arbeitslosigkeit im Alter senken. Ältere Arbeitslose suchen deutlich länger als jüngere nach einer passenden Stelle. Oftmals gibt es Vorurteile gegen die älteren Arbeitnehmer, sie seien etwa nicht so fit im Umgang mit Computern oder langsamer als jüngere.
Mit dem dreimonatigen Einstiegspraktikum soll die Hürde einen älteren Arbeitslosen anzustellen kleiner werden. Die Firmen könnten so die Angestellten und ihre Fähigkeiten kennenlernen, erklärt Jürg Tucci vom Solothurner Amt für Wirtschaft und Arbeit.
Missbrauch nicht möglich
Die Ü50-jährigen können sich normal auf eine Stelle bewerben, geben bei der Bewerbung aber an, dass sie ein Einstiegspraktikum absolvieren möchten. Ein solches Praktikum ist nur möglich, wenn es eine offene Stelle gibt. Das Ziel ist, Die Angestellten die Stelle nach dem Praktikum übernehmen können.
Das Praktikum kann nach den drei Monaten nicht verlängert werden, so will der Kanton verhindern, dass die Praktikanten als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Wenn es nicht zu einer Festanstellung kommt, erhält der Praktikant ein Praktikumszeugnis, welches ihm bei der weiteren Stellensuche helfen soll.
Das Projekt läuft seit dem 1. August, wird aber erst jetzt bei den Firmen beworben und bekannt gemacht. Einstiegspraktika soll es bis Ende 2020 geben. Danach will man das Projekt auswerten.
Eine Chance für die Arbeitgeber
Bei den Solothurner Wirtschaftsverbänden finden die Praktika für Ü50 Anklang. Die drei Monate seien eine Chance für die Unternehmen die Arbeitslosen kennenzulernen, so Andreas Gasche vom Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverband. Aber es sei auch für die Arbeitslosen eine Möglichkeit sich zu beweisen, was während einem kurzen Bewerbungsgespräch oft nicht möglich sei.
Ähnlich sieht es auch Daniel Probst, Direktor der Solothurner Handelskammer. Er verweist ausserdem darauf, dass das Praktikum ein besserer Lösungsansatz sei als andere Vorschläge, die auch schon diskutiert worden sind, wie etwa eine Quote für über-50-jährige oder gar einen besseren Kündigungsschutz. Das wäre eher kontraproduktiv, weil dann kaum ein Unternehmen mehr ältere Arbeitnehmer einstellen würde, so Probst.