Vindonissa zur Römerzeit: Das ist vor allem das grosse Legionslager im heutigen Windisch mit 5000 Soldaten. Vindonissa war aber auch eine Siedlung mit 3000 Bewohnern rund um das Lager. Bisher war vor allem die Geschichte des Legionslagers erforscht, nun wurde das Leben der Zivilbevölkerung untersucht.
So könnte ein Teil der Siedlung rund um das Militärlager ausgesehen haben. Die Illustration aus dem Buch «Vor den Toren von Vindonissa» zeigt, wie die Handwerker, Händler, Tänzerinnen oder Prostituierte im Windisch der Römerzeit gelebt haben.
Das über 500-seitige Werk von Archäologe Hannes Flück (frei zugänglich) stützt sich auf Ausgrabungen bis 2008, auf dem Gelände des heutigen Fachhochschul-Campus. Zeitweise seien rund 60 Personen mit Ausgrabungen beschäftigt gewesen, so Flück.
Am Buch von Hannes Flück haben Wissenschafter aus verschiedenen Gebieten mitgearbeitet. Archäobiologen untersuchten Pflanzenfunde, Archäozoologen die gefundenen Tierknochen. Ausgewertet wurden nur die Funde nördlich der ehemaligen Strasse Richtung Avenches, der Hauptstadt Helvetiens unter römischer Herrschaft. Die Funde südlich der Römerstrasse wurden erfasst aber noch nicht ausgewertet.
Das untersuchte Quartier lag vor dem heutigen Bahnhof Brugg. Dort befanden sich Wohnhäuser, die oft auch als Geschäft dienten. Hinter dem Haus lagen vermutlich die Gärten und die Plumpsklos der Bewohner. Gefunden wurden auch Hinweise auf eine Gerberei und metallverarbeitende Betriebe.
Beim Abgang der heutigen Tiefgarage fanden sich Überreste römischer Brennöfen. Diese wurden laut Hannes Flück nach der Entdeckung mit Sand zugeschüttet und nach dem Bau der Tiefgarage wieder ausgegraben. Es sind die einzigen Zeugen auf dem heutigen Campus der Fachhochschule, welche auf die Römerzeit hinweisen.
Vor den heutigen Schulgebäuden lag auch zur Römerzeit bereits ein Platz. Bei den Ausgrabungen wurden Kot- und Urin-Rückstände von Rindern und Pferden gefunden. Dazu wurden die Rückstände eines Troges entdeckt. Vermutlich diente der Platz als Sammelpunkt für Tiere, bevor sie weiter zum Schlachthof geführt wurden.
Neben dem heutigen Campus befand sich auch zur Zeit der römischen Besiedlung ein Verkehrsknoten. Unter anderem führte hier eine Strasse über den Bözberg in Richtung Augusta Raurica. Die verkehrsgünstige Lage diente auch den Händlern und Handwerkern der Siedlung rund um das Legionslager Vindonissa.