Es ist eine der Urängste der Menschheit. Die Dinosaurier wurden so von der Erde getilgt. Und Hollywood schickte einst Bruce Willis ins All, um die Welt vor der Mega-Katastrophe zu retten. Auch wenn die Gefahr nicht akut ist: Der Einschlag eines Asteroiden könnte der Erde tatsächlich verheerende Zerstörung bringen.
Die grosse Frage lautet deshalb: Würde sich ein solcher Asteroid überhaupt aufhalten lassen? Die Europäische Raumfahrtagentur ESA hat am Montag um 16:52 Uhr die Mission «Hera» gestartet, um genau das zu klären.
Die Sonde «Hera» wurde an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Centre in Florida in den Weltraum geschickt. Nun hat «Hera» eine lange Reise vor sich. Sie wird am Mars vorbeifliegen und im Dezember 2026 an ihr Ziel gelangen: Der Asteroid Dimorphos, der vor zwei Jahren von der Nasa-Sonde «Dart» absichtlich getroffen wurde.
Dimorphos ist der kleinere Teil eines Doppelasteoriden-Systems, das ungefähr 195 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Dimorphos und sein grösserer Begleiter Didymos umkreisen sich. Dies mache es besonders einfach, um die Auswirkung eines absichtlichen Einschlags zu messen, erklärt der deutsche Asteroidexperte Detlef Koschny, der die Ergebnisse der Mission untersuchen wird.
Mit Kameras und Messsystemen ausgestattet
Ziel des ersten Einschlags war es, Dimorphos von seiner Bahn abzulenken. Dies sei auch gelungen, so Koschny. Mit der Sonde «Hera» könne man nun genau untersuchen, was der erste Einschlag bewirkt habe. Deshalb verfügt die Sonde über verschiedene Kameras sowie laser- und radarbasierte Messsysteme.
«Hera» soll Antworten darauf liefern, wie der rund 160 Meter lange Asteroid Dimorphos jetzt aussieht, ob er einen Krater hat oder verformt wurde und wie schwer er ist. Dies lasse sich schon durch Bilder einer ganz normalen Kamera feststellen, sagt Koschny.
Innenleben des Asteroiden erforschen
Von besonderem Interesse ist das Innere des Asteroiden. Die Forscher wollen beispielsweise herausfinden, wie fest er ist. Würde tatsächlich ein Asteroid auf die Erde zurasen, sei dies ein wichtiger Parameter, so Koschny. Denn Asteroiden können sehr unterschiedlich beschaffen sein: «Sie können einfach nur aus lockerem Gestein bestehen, sie können aber auch aus festem Eisen sein», führt der Astronom weiter aus.
Koschny hält es durchaus für ein realistisches Szenario, dass dereinst mal ein Asteroid auf diese Weise aus der Umlaufbahn der Erde abgelenkt werden könne. Dies zeige schon der erste erfolgreiche Test. Es komme aber immer darauf an, wie gross der betroffene Asteroid sei. Grössere Asteroiden können verheerende Wirkungen entfalten. So gilt ein Treffer vor rund 66 Millionen Jahren als hauptverantwortlich für das Aussterben der Dinosaurier und vieler anderer Lebewesen. Der Asteroidexperte hält aber fest, dass grössere Asteroiden sehr selten sind.
Derzeit gibt es glücklicherweise keinen Asteroiden, der die Erde bedroht. Doch mit der «Hera»-Mission wollen sich die ESA-Forscher für ein solches Szenario rüsten. Wenn man künftig frühzeitig sehe, dass ein grösserer Asteroid auf die Erde zukomme, könne man zu ihm hinfliegen und ihn untersuchen, erklärt Richard Moissl, Leiter des Planetenverteidigungsbüros der ESA. Auf der Grundlage der Daten von «Dart» und «Hera» könne man schauen, wie so ein Brocken am besten abgelenkt werden könne – ganz ohne Bruce Willis.