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Asteroiden-Mission «Hera» Diese Mission soll die Erde vor Asteroiden schützen

Was passiert, wenn eine Sonde absichtlich in einen Asteroiden fliegt? Eine Mission der ESA soll Erkenntnisse liefern.

Es ist eine der Urängste der Menschheit. Die Dinosaurier wurden so von der Erde getilgt. Und Hollywood schickte einst Bruce Willis ins All, um die Welt vor der Mega-Katastrophe zu retten. Auch wenn die Gefahr nicht akut ist: Der Einschlag eines Asteroiden könnte der Erde tatsächlich verheerende Zerstörung bringen.

Die grosse Frage lautet deshalb: Würde sich ein solcher Asteroid überhaupt aufhalten lassen? Die Europäische Raumfahrtagentur ESA hat am Montag um 16:52 Uhr die Mission «Hera» gestartet, um genau das zu klären.

Die Sonde «Hera» wurde an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Centre in Florida in den Weltraum geschickt. Nun hat «Hera» eine lange Reise vor sich. Sie wird am Mars vorbeifliegen und im Dezember 2026 an ihr Ziel gelangen: Der Asteroid Dimorphos, der vor zwei Jahren von der Nasa-Sonde «Dart» absichtlich getroffen wurde.

Mission mit Schweizer Beteiligung

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Die Universität Bern hat für die Mission ein Modell entwickelt, das den Einschlag der Sonde simuliert. Diese Simulationen deuten darauf hin, dass die erste Sonde «Dart» nicht nur einen Krater verursacht hat, sondern den Asteroiden ganz verformt hat, wie im Februar veröffentlichte Forschungsergebnisse zeigen. Diese Simulationen wollen Forschende nun mit den Messungen, die im Rahmen der «Hera»-Mission durchgeführt werden, in Einklang bringen. An der Mission beteiligt sind unter anderen auch die Astrophysiker Martin Jutzi und Sabina Raducan von der Universität Bern.

Gesteuert wird «Hera» vom ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt aus. Die Kosten der Mission belaufen sich auf 383 Millionen Euro.

Dimorphos ist der kleinere Teil eines Doppelasteoriden-Systems, das ungefähr 195 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Dimorphos und sein grösserer Begleiter Didymos umkreisen sich. Dies mache es besonders einfach, um die Auswirkung eines absichtlichen Einschlags zu messen, erklärt der deutsche Asteroidexperte Detlef Koschny, der die Ergebnisse der Mission untersuchen wird.

Mit Kameras und Messsystemen ausgestattet

Ziel des ersten Einschlags war es, Dimorphos von seiner Bahn abzulenken. Dies sei auch gelungen, so Koschny. Mit der Sonde «Hera» könne man nun genau untersuchen, was der erste Einschlag bewirkt habe. Deshalb verfügt die Sonde über verschiedene Kameras sowie laser- und radarbasierte Messsysteme.

«Hera» soll Antworten darauf liefern, wie der rund 160 Meter lange Asteroid Dimorphos jetzt aussieht, ob er einen Krater hat oder verformt wurde und wie schwer er ist. Dies lasse sich schon durch Bilder einer ganz normalen Kamera feststellen, sagt Koschny.

Innenleben des Asteroiden erforschen

Von besonderem Interesse ist das Innere des Asteroiden. Die Forscher wollen beispielsweise herausfinden, wie fest er ist. Würde tatsächlich ein Asteroid auf die Erde zurasen, sei dies ein wichtiger Parameter, so Koschny. Denn Asteroiden können sehr unterschiedlich beschaffen sein: «Sie können einfach nur aus lockerem Gestein bestehen, sie können aber auch aus festem Eisen sein», führt der Astronom weiter aus.

Koschny hält es durchaus für ein realistisches Szenario, dass dereinst mal ein Asteroid auf diese Weise aus der Umlaufbahn der Erde abgelenkt werden könne. Dies zeige schon der erste erfolgreiche Test. Es komme aber immer darauf an, wie gross der betroffene Asteroid sei. Grössere Asteroiden können verheerende Wirkungen entfalten. So gilt ein Treffer vor rund 66 Millionen Jahren als hauptverantwortlich für das Aussterben der Dinosaurier und vieler anderer Lebewesen. Der Asteroidexperte hält aber fest, dass grössere Asteroiden sehr selten sind.

Asteroid von Tscheljabinsk

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Beschädigtes Gebäude in Tscheljabinsk.
Legende: Bilder der Zerstörung: Über 3000 Gebäude wurden in Tscheljabinsk beschädigt. EPA/SERGEI ILNITSKY

Auch in jüngerer Vergangenheit kam es vor, dass Asteroiden die Menschen in Atem hielten. Im Jahr 2013 explodierte ein nur etwa 20 Meter grosser Asteroid über der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk. Durch die Druckwelle wurden rund 1500 Menschen verletzt, meist durch splitterndes Fensterglas.

Derzeit gibt es glücklicherweise keinen Asteroiden, der die Erde bedroht. Doch mit der «Hera»-Mission wollen sich die ESA-Forscher für ein solches Szenario rüsten. Wenn man künftig frühzeitig sehe, dass ein grösserer Asteroid auf die Erde zukomme, könne man zu ihm hinfliegen und ihn untersuchen, erklärt Richard Moissl, Leiter des Planeten­verteidigungs­büros der ESA. Auf der Grundlage der Daten von «Dart» und «Hera» könne man schauen, wie so ein Brocken am besten abgelenkt werden könne – ganz ohne Bruce Willis.

Sind Asteroiden-Einschläge eine Gefahr für die Menschheit?

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Experten der Nasa gehen davon aus, dass im Durchschnitt ungefähr alle 10'000 Jahre Asteroiden, die grösser als 100 Meter sind, die Erdoberfläche erreichen können. Dabei sind lokale Katastrophen oder Flutwellen möglich, die niedrig gelegene Küstengebiete überschwemmen können. Etwa alle 100'000 Jahre könnte ein Asteroid, der grösser als ein Kilometer ist, die Erde treffen. Solch ein Asteroid hätte global verheerende Folgen – besonders durch die Schockwelle eines solchen Aufpralls, aber auch durch Flutwellen, Brände oder sauren Regen.

Experten stufen aber die Gefahr eines Asteroiden im Vergleich zu anderen, menschengemachten Existenzbedrohungen wie Kriegen, Klimawandel und Krankheiten als eher klein ein. (stav)

SRF 4 News, 7.10.24, 18 Uhr ; 

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