Der grosse Deal: Der japanische Mischkonzern Hitachi übernimmt die Stromnetz-Sparte von ABB. Damit gibt der schweizerisch-schwedische Konzern fast einen Viertel seines Geschäfts auf. Weltweit geht es um rund 36'000 Mitarbeitende. In der Schweiz arbeiten rund 2800 von 6500 ABB-Mitarbeitenden für diesen Bereich.
Die Übernahme erfolgt bis 2020. Der Vertrag wurde am Montagmorgen unterzeichnet, anschliessend informierte ABB an einer Medienkonferenz.
Man kann als Aargauer nicht ganz verstehen, dass sich ABB von seinen Wurzeln trennt.
Der zuständige Regierungsrat Urs Hofmann (SP) bedauert den Deal. Produkte im Bereich Strom und Energie hätten die Geschichte der ehemaligen BBC und der ABB geprägt, erinnert der Volkswirtschaftsdirektor. «Man kann es als Aargauer nicht ganz verstehen, dass sich ABB von seinen Wurzeln auf diese Art und Weise trennt.»
Das grosse Versprechen der ABB: Auf Anfrage kann ABB nicht genau beziffern, wie viele Mitarbeitende im Aargau für die betroffene Sparte «Power Grids» arbeiten. Sicher ist: Die Halbleiterfabrik (Semiconductors) in Lenzburg mit rund 600 Angestellten wird japanisch. Auch in Baden sind etliche Mitarbeitende für diese Sparte tätig. Insgesamt sind damit Hunderte von Stellen betroffen.
Kurzfristig verspricht ABB, dass Hitachi die Standorte und Mitarbeitenden übernimmt. Ein Sprecher erklärte gegenüber SRF, dass Hitachi auf das Know-How von ABB angewiesen sei in diesem Bereich. Ausserdem laufe die Halbleiter-Fabrik in Lenzburg beispielsweise sehr gut.
Die grosse Skepsis in der Politik: «Bei solchen Umgestaltungen besteht ein grosses Risiko, dass über kurz oder lang dann doch Arbeitsplätze verloren gehen», erklärt Regierungsrat Urs Hofmann. Er wolle die Entwicklung deshalb genau beobachten.
Es bleibt Unsicherheit.
Auch der Stadtammann von Lenzburg wagt keine Prognose zur Zukunft der Halbleiter-Fabrik. Kurzfristig glaube er den Versprechungen von ABB, so Daniel Mosimann (SP), aber langfristig sei die Branche stark im Wandel. «Es bleibt Unsicherheit.» Die neue Besitzerin Hitachi macht in einer Medienmitteilung vom Montagmorgen noch keine Angaben über künftige Standorte und Mitarbeiterzahlen.
Der grosse Plan des Unternehmens: Die geschrumpfte ABB will sich nach dem Verkauf der Stromnetz-Sparte reorganisieren. Die Ländergesellschaften sollen verschwinden, der Konzern will so weltweit eine halbe Milliarde Franken sparen. Davon betroffen dürfte auch der Standort Baden sein. Urs Hofmann sagt deshalb: «Wir bleiben dran und schauen mit den Leuten von ABB, dass sich der Standort Aargau weiterhin möglichst gut positionieren kann.»