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ABB verkauft Traditionssparte
Aus Rendez-vous vom 17.12.2018. Bild: Keystone
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Deal mit Hitachi Ein weitsichtiger, aber gewagter Schritt

ABB verkauft mit dem Bereich Stromnetze einen Teil seines historischen Erbes. Die Übertragung von Strom über die Distanz war Ende des 19. Jahrhunderts der Grundstein für den Aufstieg von BBC – der Vorgängerin von ABB.

Und bis heute spielt die Stromübertragung eine zentrale Rolle im Unternehmen: Der Bereich Stromnetze war das umsatzmässig wichtigste Standbein. Mit dem Verkauf verliert ABB nun auf einen Schlag einen Drittel seines Geschäfts.

Dass sich ABB wandelt, zeugt von Weitsicht. Es gibt genügend Beispiele von Firmen, die einen solchen Schritt nicht rechtzeitig geschafft haben.

Trotzdem sind beim Vorgehen der ABB Fragezeichen angebracht: Zwar war der Bereich der Stromnetze bis vor wenigen Jahren ein Sorgenkind des Unternehmens. Inzwischen jedoch hat das Unternehmen die Sparte wieder auf Vordermann gebracht und verdient heute damit gutes Geld. ABB sprach noch im Frühling selber davon, dass die Sparte «gut unterwegs» sei.

Auf Verkauf gedrängt

Die Marge war bis zuletzt nie so gut wie in den übrigen Sparten, etwa den Industrierobotern. Das Geschäft mit Infrastrukturprojekten wie Stromleitungen ist volatil und bringt wenig verlässliche Einnahmen.

Deshalb drängte der zweitgrösste Aktionär, die schwedische Investment-Firma Cevian, seit einigen Jahren auf einen Verkauf dieser Sparte. Lange ohne Erfolg. Seit letztem Jahr hat Cevian allerdings einen eigenen Vertreter im Verwaltungsrat von ABB und ist jetzt bei der Führungsspitze offensichtlich mit seinem Anliegen durchgedrungen.

Hinter die Verwendung des Verkaufserlöses von knapp 8 Milliarden Dollar für die Aktienrückkäufe kann ebenfalls ein Fragezeichen gemacht werden. Selbstredend kann ein Unternehmen mit diesem Geld tun und machen, was es will: Die Aktionäre entschädigen – so wie das ABB jetzt plant – ist ein legitimes Ziel.

Angesichts dessen, dass ABB in Zukunft deutlich kleiner sein wird und sich als Unternehmen neu aufstellen muss, stellt sich trotzdem die Frage, ob das Geld nicht besser im Unternehmen investiert wäre. Letztlich kämen neue Investitionen mittel- und langfristig auch den Aktionären zugute.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

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