Sie ist nicht zu übersehen, die neue Zentrale von Scientology im Basler Iselin-Quartier. Am Gebäude hängt bereits jetzt, vor der Eröffnung, ein grosses Kreuz, das nachts hell leuchtet. Rund 100 Scientologen sollen künftig hier arbeiten. Es ist die erste Scientology-Grosskirche der Schweiz - oder wie es in der Sprache der Scientologen heisst: die erste ideale Organisation.
«Wir haben in unserem heutigen Hauptquartier zu wenig Platz, daher haben wir eine Alternative gesucht und gefunden», sagt der Basler Scientology-Präsident Patrick Schnidrig zur Kirche. Das 4000 Quadratmeter grosse Gebäude ist derzeit noch eine Baustelle, der Innenausbau erhält noch den Feinschliff. Wann die Eröffnung stattfindet, ist unklar. Klar ist dafür, dass sich in der Nachbarschaft Widerstand regt.
Eine kleine Gruppe von Anwohnern hat angekündigt, sie wolle die Eröffnungsfeier stören - mit allem, was Krach mache. Ihr Sprecher, Thomas Erlemann, bezeichnet Scientology als «Psycho-Sekte» und sagt: «Wir wollen nicht, dass Scientology in unserem Quartier Fuss fasst.»
Wir wollen nicht, dass Scientology bei uns im Quartier missioniert.
Aber nicht nur direkte Anwohner haben keine Freude an den neuen Nachbarn. Auch der Neutrale Quartierverein Kannenfeld macht sich Sorgen, dass Scientology im Quartier missionieren könnte. «Wir wollen nicht, dass Leute auf der Strasse angesprochen und belästigt werden», sagt der Präsident des Quartiervereins, Marcel Rünzi.
Diese Sorgen kommen nicht von ungefähr. Bis vor etwa zehn Jahren sprachen Scientologen in der Basler Innenstadt regelmässig Passanten an und versuchten sie zu sogenannten «Persönlichkeitstests» zu überreden. Der heutige Scientology-Präsident Patrick Schnidrig verspricht jedoch: «Wir werden sicher nicht im Quartier missionieren.»
Wir werden sicher nicht im Quartier missionieren.
Dass Scientology mittlerweile gemässigter auftrete, dies bestätigt der Basler Religionswissenschaftler Christoph Baumann von der neutralen Informationsstelle für religiöse Fragen, Inforel. «Die Organisation hat einen grossen Wandel hinter sich. Von einer Pionierorganisation, die über das Ziel hinausschoss, zu einer etablierten Firma, Gemeinschaft, Kirche - oder wie man das nennen will.» Christoph Baumann plädiert für einen unaufgeregten Umgang mit Scientology im Quartier. Er glaubt, dass man von der neuen Kirche gar nicht viel spüren werde.
Das ändert jedoch nichts daran, dass Scientology eine umstrittene Organisation bleibt.
(Rendez-Vous Mittag 12.30 Uhr)