Liestal, Grammetstrasse 16. Auf den ersten Blick ein ganz gewöhnliches Gewerbehaus, in dem sich verschiedene Firmen eingemietet haben. Vom Gebäudetechnik-Verband bis zu einer Ballettschule. Im 2. Stock ist die Geschäftsstelle einer Firma mit dem Namen «SIE Swiss Indexing Engine». Genau so ist die Firma am Eingang angeschrieben. Doch die Geschäftsstelle im 2. Stock gibt es nicht. Diese Firma ist aber weder im Telefonbuch, noch im Handelsregister eingetragen. Nicht einmal der Pöstler, der schon ein paar Jahre die Tour im Altmarkt macht, hat je ein Paket gebracht.
Zusammenhang mit beeinflussten Online-Umfragen
Die Firma spielt bei den aktuellen Vorwürfen gegen die Wirtschaftskammer eine wichtige Rolle. Das sagen Informatiker, die bei der Wirtschaftskammer gearbeitet haben. Sie sagen auch, die Wirtschaftskammer habe Meinungsumfragen im Internet zu politischen Themen massiv beeinflusst und die Kosten, die dabei entstanden seien, habe man genau über diese Firma «SIE» laufen lassen.
Diese Aussagen überprüfte das «Regionaljournal Basel» von Radio SRF vor Ort: Tatsächlich bestätigten mehrer Angestellte im Gewerbehaus, dass immer wieder Telefonrechnungen an diese Firma «SIE» gekommen seien. Diese Rechnungen habe man dann dem Sekretär des damaligen Direktors der Wirtschaftskammer, Hans Rudolf Gysin, weiter gegeben. Hans Rudolf Gysin will erst zu einem späteren Zeitpunkt Stellung nehmen. Der heutige Direktor der Wirtschaftskammer, Christoph Buser, sagt, er sei sowieso nicht für die Informatikabteilung verantwortlich gewesen und er kenne diese Firma nicht.
Will der mächtige Verband noch mächtiger sein?
Die Vorkommnisse rund um die beeinflussten Umfragen und die mysteriöse Firma seien dem Regionaljournal von mehreren Quellen bestätigt worden, so Dieter Kohler, Leiter der Redaktion. «Die Baselbieter Wirtschaftskammer ist ein einflussreicher Verband. Wenn dieser mächtige Verband seine Macht auch mit massiver Beeinflussung von Online-Befragungen sichern will, dann ist das von öffentlichem Interesse. Egal, ob diese Vorwürfe in die Zeit des Ständerat-Wahlkampfs fallen.»
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)