Eigentlich wäre von Stadt und Kanton Bern freudige Zustimmung zu erwarten gewesen, dass der Bund nun Sonder-Gebühren für die Verkehrsbenutzer zumindest ausprobieren will. Wer im Stau unterwegs ist, soll mehr bezahlen. So möchte man die «Verkehrsspitzen glätten» und die Auslastung von Schiene und Strasse besser verteilen. Eine alte Forderung von Stadt und Kanton Bern, dies im Gesetz neu zuzulassen - zumindest im Strassenverkehr.
Aber die bernische Verkehrsdirektorin, Regierungsrätin Barbara Egger, ist alles andere als begeistert. «Wir haben immer gesagt, wir würden bei Versuchen gerne mithelfen. Aber nur bei Road Pricing. Wenn nun der öffentliche Verkehr einbezogen ist, braucht das noch unendlich viele Abklärungen und Anpassungen».
Dazu geht es der Verkehrsdirektorin viel zu lange, wenn der Bund mit einem Versuchsbetrieb über 15 Jahre rechnet. Denn Bern hätte ein fertiges Road-Pricing-Konzept in der Schublade.
«Strafaktion für Pendler und es trifft alle»
Skeptisch tönt auch die Stadtberner Gemeinderätin Ursula Wyss: «Das wird zur Strafaktion für Pendler und es trifft alle, wenn nur die Hauptverkehrszeiten einbezogen werden».
Dass der Bund auch die Bahn in ein Mobility-Pricing einbezieht, passt in Bern offensichtlich nicht in die bisherigen Konzepte. Ursula Wyss fügt an: «Wir brauchen einen ausgebauten öV und Platz für Velos. Deshalb ist für uns nicht nur wichtig, wann die Leute unterwegs sind, sondern auch wie.»
Die Arbeitswelt ist nicht bereit
Die Berner Gemeinderätin gibt auch zu bedenken, dass die Arbeitswelt nicht bereit ist, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen einen zeitlich gestaffelten Weg zur Arbeit zu erlauben. «Dafür fehlen die Alternativen». Auch beim Bund, bei dem um acht Uhr am Morgen mit der Arbeit begonnen werde und um 17 Uhr die Büros geschlossen würden.