Am Dorfrand von Bondo (GR) liegt die Sägerei Clalüna – das grösste Unternehmen im Bergell. Sägereibesitzer Bruno Clalüna produziert weiter, allerdings mit weniger Angestellten und Maschinen. Vor seinem Betrieb steht heute ein hoher Damm. Vom einstigen Lagerplatz der Sägerei ist nichts mehr zu sehen. «Das tut schon weh im Herz», sagt Clalüna.
Auch ein Jahr nach dem grossen Aufräumen sind in der Sägerei noch immer nicht alle Schäden beseitigt. Vor einem Jahr glaubte Clalüna nicht mehr an die Zukunft seiner Sägerei. Doch heute läuft der Betrieb mit 22 Angestellten weiter. Ohne Sorgen ist Clalüna allerdings nicht: Acht Angestellte musste er entlassen und noch immer fehlen Maschinen. Zudem muss er vielleicht noch eine Halle abreissen, weil sie in der stark gefährdeten roten Zone liegt.
Milena Martinoli wohnt mit ihrer Familie nicht weit von der Sägerei entfernt. Vor rund fünf Jahren ist die gebürtige Bergellerin in ihr Haus mit grossem Garten gezogen. Seit dem Bergsturz existiert ein Teil des Gartens nicht mehr. Die Hausfrau sorgt sich vor allem um ihre drei Kinder: «Ich lass sie nicht mehr gern allein.» Sie gehe heute nicht mehr einkaufen und lasse die Kinder allein zuhause. «Ich nehme sie immer mit – auch wenn es nur für fünf Minuten ist.»
Donato Salis ist mitten im alten Dorfkern von Bondo aufgewachsen. Von seinen Eltern hat er die 57-jährige Dorfbeiz übernommen. Wegen des Bergsturzes musste Salis sie im vergangenen Jahr während mehrerer Wochen schliessen. Die Einheimischen hätten aber gelernt, mit den Gefahren am Piz Cengalo zu leben, sagt er. Trotzdem würde es Salis nie in den Sinn kommen, Bondo zu verlassen: «Das ist meine Heimat – und es wird auch meine Heimat bleiben.»