Nach dem Bergsturz am Piz Cengalo im letzten Jahr, der acht Tote forderte, bleibt das Val Bondasca im Bergell dieses Jahr vollständig gesperrt. Die Gefahr erneuter Murgänge ist zu gross. Trotzdem: Die Bergsteigerschule Pontresina bietet Touren auf den Piz Badile an. Samt Zugang von Bondo her durchs gesperrte Tal.
Nicht im gefährlichen Gebiet
«Wir gehen nicht durch gefährdete Zonen. Wir benutzen keine gesperrten Zugangswege», sagt Gian Luck, Leiter der Bergsteigerschule Pontresina, welche die Bergtour über den Piz Badile auch diesen Sommer bewirbt.
Die Tour werde in Bondo starten, führe hoch über dem Talboden des Val Bondasca zur SAC Hütte Sasc Furä. Diese diene als Ausgangspunkt für die Klettertour auf den Piz Badile, sagt Luck.
Hütte geschlossen
Weil die Hütte aber geschlossen ist, werde biwakiert oder im Winterraum der Hütte genächtigt. Hier gebe es noch einige Punkte zu klären. Gian Luck, Chef einer der ältesten Bergsteigerschulen der Schweiz, ist sich bewusst, dass das ganze Tal gesperrt ist, sagt aber: «Diese Sperre kann man unterschiedlich interpretieren.»
Für seine im Internet ausgeschriebenen Touren hat er bereits Anmeldungen. Im Juli will er erste Gäste zum Piz Badile bringen, einem der bekanntesten Kletterberge der Alpen.
Angst vor Nachahmern
Für Rolf Sägesser, der beim Schweizerischen Alpen Club SAC den Bereich Ausbildung leitet, ist es unverantwortlich, dass solche Touren angeboten werden. «Wenn eine Gemeinde oder der Kanton ein Tal aus Sicherheitsgründen sperrt, ist es von allen zu respektieren», sagt er. Daran gebe es nichts zu rütteln.
Sägesser warnt auch vor dem Nachahmeffekt: Wenn eine Bergsteigerschule Touren durchs grundsätzlich gesperrte Val Bondasca anbiete, setze dies falsche Signale.
Erstaunen bei der Gemeinde
Bei der Gemeinde Bregaglia ist man über das Angebot der Bergsteigerschule erstaunt. Sie habe keine Kenntnisse davon und mit den Verantwortlichen auch keinen Kontakt gehabt, sagt Gemeindepräsidentin Anna Giacometti auf Anfrage von Radio SRF. Sie könne diese Touren aber nicht verhindern.
Die Gemeinde habe auch keine rechtliche Handhabe, sie könne beim Betreten des gesperrten Gebietes keine Bussen verteilen. Ob die Gemeinde jetzt diese rechtlichen Grundlagen schafft, ist unklar. Gemeindepräsidentin Anna Giacometti will sich dazu nicht äussern.
Die Italiener verzichten
Ein besseres Beispiel gäben die italienischen Bergführer, erklärt Anna Giacometti. Diese hätten ihr versprochen, diesen Sommer keine Touren zum Piz Badile anzubieten, und so würden sie auch das gesperrte Val Bondasca meiden.