- Felsbrocken, Schlamm, Wasser, zerstörte Häuser, zerstörte Strassen und acht tote Berggänger: Der gigantische Felssturz im Bergell hat die Öffentlichkeit im letzten Sommer wochenlang bewegt.
- Nun kommen die Probleme mit der Schneeschmelze zurück.
- Das Val Bondasca – Anziehungspunkt für Wanderer und Bergsteiger – bleibt gesperrt und die SAC-Hütten in der Nähe des Piz Cengalo geschlossen.
- Am Donnerstagabend haben die Behörden die Bevölkerung informiert, wie es weitergeht.
Dicht an dicht sitzen die Einheimischen in der Turnhalle von Vicosoprano. Anspannung in ihren Gesichtern. Aber sie hören sich ruhig an, was kommen wird. Die Nachrichten verheissen nichts Gutes. Ihr Aushängeschild, das Seitental Val Bondasca, bleibt zu. Gesperrt für alle, gesperrt das ganze Jahr.
Weitere Murgänge befürchtet
Gemeindepräsidentin Anna Giacometti erklärt warum: «Die Experten warnen uns vor weiteren Felsstürzen und vor allem auch vor diesem Material, das in der Val Bondasca deponiert ist. Das sind mehrere Millionen Kubikmeter Material.» Und: «Bei starken Niederschlägen oder auch jetzt bei der Schneeschmelze könnten weitere Murgänge nach Bondo kommen.»
Die Experten warnen uns vor weiteren Felsstürzen und vor allem auch vor diesem Material, das in der Val Bondasca deponiert ist.
Anders getönt hatte es noch im vergangenen Herbst: Man werde so schnell wie möglich einen neuen und sicheren Weg für Wanderer und Bergsteiger bauen, die zum berühmten Pizzo Badile wollten, hiess es damals von der Gemeinde.
Keine gesetzliche Grundlage für Bussen
Nun aber die Kehrtwende: Die neusten Erkenntnisse hätten gezeigt, dass es schlicht und einfach zu gefährlich im Tal sei. Nicht nur Touristen, sondern auch Jäger und die Besitzer von Maiensässen und Ställen dürfen im Sommer nicht ins Tal.
Mit der Kontrolle werde es aber schwierig, gibt die Gemeindepräsidentin zu. «Wir haben keine gesetzliche Grundlage; wir können Leute auch nicht büssen», sagt Giacometti und führt weiter aus: «Aber wir werden jeden darauf aufmerksam machen, dass es zu gefährlich ist.»
Wir haben keine gesetzliche Grundlage; wir können Leute auch nicht büssen.
Auch SAC-Hütten betroffen
Dieser Entscheid trifft die beiden SAC-Hütten des Tals besonders hart, denn sie brachten der Gemeinde rund 2000 Übernachtungen pro Jahr. Nun werden diese Gäste ausbleiben.
Was bleibt, ist die Unsicherheit. Trotzdem wirken die Einheimischen beim Verlassen der Turnhalle gelassen. Sie glauben ihrer Gemeindepräsidentin, wenn sie sagt, man sei gut auf weitere Murgänge vorbereitet.