Das Problem: In Brasilien breitet sich zurzeit das Denguefieber ungewöhnlich stark aus. In den ersten zwei Monaten des Jahres wurden in dem südamerikanischen Land 1'017'278 bestätigte oder wahrscheinliche Infektionen gezählt, teilte das Gesundheitsministerium mit. Das seien fast fünfmal so viele Fälle wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres (207'475). Zudem zählten die Gesundheitsbehörden 214 bestätigte Todesfälle, 687 weitere werden noch auf einen Zusammenhang mit dem Dengue-Virus untersucht. Sechs Bundesstaaten und der Hauptstadtdistrikt haben den Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Das Experiment: Sind Mücken mit einem speziellen Bakterium infiziert, können sie das Denguefieber schlechter weitergeben. Ausserdem gibt es keine Nachkommen, sollten sich infizierte Männchen mit nicht-infizierten Weibchen paaren. Die Idee ist nun, Mücken mit diesem Bakterium zu infizieren und freizulassen, damit am Ende nur noch Mücken vorhanden sind, die dieses Bakterium aufweisen.
Die Herausforderung: Für dieses Unterfangen müssen enorm viele Mücken gezüchtet und freigelassen werden, erklärt Pie Müller vom Schweizerischen Tropeninstitut: «Bedenkt man, dass sich Mücken nicht einfach so paaren, muss man am Anfang eine grosse Überzahl an Mücken freilassen. Es braucht Fabriken, um diese Mücken zu züchten.» Allerdings: Setzt sich die infizierte Mücke in der Population durch, könne man davon ausgehen, dass man diesen Aufwand nicht mehr immer betreiben müsse.
Der Vorteil: Brasilien erhofft sich, dass mit dieser Methode die Dengue-Fälle sinken, sagt Pie Müller vom Tropeninstitut. Bei dieser neuen Methode handle es sich um eine natürliche Methode. «Bei Insektiziden hat man das Problem der Resistenzen. Ausserdem ist es schwierig, die Orte zu finden, wo die Mücken brüten und vorkommen», so Müller. Komme die Mücke selbst zum Einsatz, um das Virus zu bekämpfen, sei das ein guter Ansatz. «Erste Anzeichen sind erfolgversprechend.»
Die Kritik: Einige Forschende befürchten, das Virus könnte sich mit der Zeit wieder in den Labormücken einnisten. «Dass sich das Dengue-Virus an das Bakterium anpassen kann, ist nicht auszuschliessen», sagt Müller. Das sei aber schwer vorauszusagen. Es sei wichtig, die Mückenpopulationen dementsprechend zu überwachen. Würde sich das Virus einnisten, könnte man vielleicht wieder andere Bakterien in die Population einführen. «Dass diese Möglichkeit besteht, sollte uns nicht davon abhalten, etwas zu machen.»