Chlorothalonil: So heisst ein Fungizid, welches Bauern, beispielsweise gegen Mehltau bei Zwiebeln, auf Felder spritzen. Besonders oft zum Einsatz kommt das Pflanzenschutzmittel im Berner Seeland, der Gemüsekammer der Schweiz.
Höchstwerte im Seeland um das Zehnfache überschritten
Der Kanton Bern hat nun nachgewiesen, dass es dort zu viele Rückstände des Mittels im Trinkwasser hat. Dies ist problematisch, da Chlorothalonil gemäss neusten Forschungsergebnissen als möglicherweise krebserregend gilt. Der Bund hat es deshalb neu auf die Liste der relevanten Stoffe gesetzt, was bedeutet, dass gewissen Höchstwerte nicht überschritten werden dürfen.
Neun von zehn beanstandeten Messstationen stehen im Seeland, die Grenzwert werden teilweise um das Zehnfache überschritten. Diese Zahlen hat das kantonale Gewässer- und Bodenschutzlabor auf Nachfrage des Regionaljournals offengelegt.
Konkret werden drei von zehn belasteten Wasserfassungen im Kanton für Trinkwasser genutzt: Zwei stehen im Seeland, eine im Oberaargau. Welche Gemeinden konkret betroffen sind, will das Amt nicht offenlegen, da zuerst die Wasserversorger informiert werden sollen.
Hahnenwasser kann man weiterhin bedenkenlos trinken.
Obwohl die Höchstwerte für Chlorothalonil verschiedenenorts überschritten werden, sei dies kein Grund, kein Hahnenwasser mehr zu trinken. «Die Gesundheit ist nicht akut gefährdet», sagt der stellvertretende Kantonschemiker Urs Achermann. Überschrittene Höchstwerte bedeuteten lediglich, dass die Wasserversorger nun handeln müssten.
«Das Wasser kann mit unbelastetem verdünnt werden», so Achermann. Dies müsse innerhalb eines Monats umgesetzt werden. Wo dies nicht möglich sei, müssten neue Leitungen zu unbelasteten Grundwasserfassungen gezogen oder im schlimmsten Fall die Quelle aufgegeben werden. Dafür gewährt der Bund eine Übergangsfrist von zwei Jahren.
Doch auch wenn die Wasserversorger das belastete Wasser verdünnen, ist damit das Problem nicht gelöst. «Chlorothalonil ist persisten, das heisst, es wird noch während Jahrzehnten aus den Böden ausgewaschen», sagt Urs Achermann.