Das ist das Problem: Chlorothalonil ist ein Wirkstoff, der in Pflanzenschutzmitteln seit den 1970er-Jahren gegen Pilzbefall insbesondere im Getreide- und Gemüseanbau eingesetzt wird. Es gibt noch kein Mittel, welches das Fungizid unschädlich macht. Der Bund befürchtet, dass das Abbauprodukt des Mittels im Trinkwasser gesundheitsschädigend sein könnte. Der Grenzwert für das Pflanzenschutzmittel wurde im Sommer neu eingeführt. Damit sind viele Trinkwasserwerte nun zu hoch. Die Gemeinden müssen Lösungen finden.
Gäu trifft es hart: Besonders betroffen sind Gemeinen im Gäu. Der Grenzwert von 0,1 Mikrogramm Chlorothalonil/Liter wurde hier praktisch überall überschritten. Die Gemeinden suchen deshalb krampfhaft nach möglichen Lösungen.
Einfach sei es nicht, sagen die betroffenen Wasserversorger auf Anfrage. Man habe bereits vier Sitzungen, zum Teil mit dem Kanton, hinter sich. Eine Patentlösung gebe es nicht. Dass man das Wasser einfach reinigt oder abkocht, sei nicht möglich.
Mögliche Lösungen: Es gibt aber zwei Hoffnungsschimmer. Der Zweckverband Wasserversorgung Untergäu überlegt sich eine Quelle in Hägendorf anzuzapfen. Diese braucht Hägendorf nicht. Man müsse nun klären, ob die Menge reiche und wie man das Quellwasser mit dem anderen Trinkwasser (jenes mit dem zu hohen Grenzwert) mischen könne, sagt Thomas Jäggi, Präsident des Zweckverbands Wasserversorgung Untergäu gegenüber SRF.
Eine Leitung in ein Gebiet mit reinem Trinkwasser, das sei eine zweite Überlegung, so Jäggi weiter. Nur in der Region bringe das nichts, hier seien alle Wasserversorger betroffen. Wenn, dann müsste eine solche Leitung bis nach Olten oder weiter, meint Jäggi. Das werde nun geprüft.
Olten hat es einfacher: Die Aare Energie AG in Olten hat nach der Veröffentlichung der Messwerte damals rasch reagiert. Zwei Pumpwerke wurden gedrosselt, die anderen beiden förderten mehr Grundwasser als sonst. Das ist immer noch so. So kann man das Wasser mischen, die Grenzwerte sind eingehalten. Hier ist die Situation also einfacher als im Gäu. Zudem hat Olten die Grenzwerte nie überschritten, sondern nur knapp erreicht.
Oltner Wasser fürs Gäu? Könnte man sich in Olten vorstellen, eine Leitung ins Gäu zu legen? Ja, grundsätzlich schon, sagt Beat Erne, der stellvertretende Geschäftsführer der Firma. Man habe historisch bedingt bereits eine Leitung nach Wangen und von Wangen eine nach Hägendorf, das ginge theoretisch, so Erne gegenüber SRF.
Man habe zudem genug Grundwasser in der Region, um das Gäu auch zu versorgen. Weiter habe man noch ein Notpumpwerk in Trimbach. Dessen Wasser sei einwandfrei. Die Aare Energie AG versorgt bereits 9 Gemeinden mit Trinkwasser. Ein Ausbau des Netzes wäre denkbar, heisst es hier.
Kanton will im Oktober Lösungen: Bis Ende Oktober müssen die Solothurner Wasserversorger dem Kanton melden, welche Lösungen sie treffen können. Man arbeite an dem Bericht, heisst es bei verschiedenen Wasserversorgern auf Anfrage. Der Kanton wiederum behandelt die Wasserversorger wie Restaurantbetriebe: Diese müssen die Grenzwerte und Vorschriften einhalten, der Kanton überprüft das lediglich.