Im Engadin wurde der Chalandamarz immer mit Talacs und Zampuns gefeiert, das sind gewöhnliche Glocken, die die Bauern für ihr Vieh hatten. Beim Umzug wurden die Kinder dann nach Alter eingeteilt.
In Zuoz im Oberengadin führte jedoch die aristokratische Familie Orlandi die grosse Glocke ein. Die sehr wohlhabende Familie hatte um das Jahr 1792 ein Schloss im Kanton Thurgau gekauft und dort gab es schon länger grosse Glocken. Die Familie Orlandi beschloss, diese zu kaufen und nach Zuoz zu bringen. Zu dieser Zeit war das auch ein Symbol, um Wohlstand zu demonstrieren.
Im Unterengadin zogen die Kinder mit kleinen Schellen und Kuhglocken herum, niemand besass grosse Glocken. Die Familie Schmidt in Sent änderte dies. Andri Schmidt war fasziniert von der Geschichte des «Schellenursli», geschrieben von Selina Chönz und illustriert von Alois Carigiet. Er erhielt eine Plumpa, eine grosse Glocke, als Geschenk. Damit konnte er 1946 erstmals am Chalandamarz teilnehmen.
Die Glocken, die die Kinder durchs Dorf tragen, sollen die Wintergeister vertreiben und die Frühlingsgeister wecken. Bei Form, Grösse und auch Klang dieser Glocken gibt es eine grosse Vielfalt.
Das sind die gängigsten Glocken-Arten
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Bild 1 von 6. Plumpa. Die Form der Glocke ist rund und oft ist sie vergoldet. Der Klang ist klar und stark. Die grossen Glocken wiegen etwa 30 Kilogramm. Bildquelle: RTR.
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Bild 2 von 6. Marun. Diese Glocke ist besonders in Zuoz und S-chanf bekannt. Die Form ist gewellter als bei der Plumpa. Das Material ist feiner, daher ist die Glocke auch leichter. Bildquelle: RTR.
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Bild 3 von 6. Talac. Die Form dieser Glocke ist quadratisch. Es gibt verschiedene Grössen. Der Klang ist metallisch, blechern. Bildquelle: RTR.
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Bild 4 von 6. Zampugn. Diese Glocke ähnelt in der Form ein wenig der Talac. Sie ist jedoch grösser. Oft hat sie am Ende einen dickeren Stiel, und sie hat eine dunkle Farbe. Bildquelle: RTR.
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Bild 5 von 6. Brunsina. Die Form der Glocke ist rund und sie hat einen sehr klaren und schönen Klang. Sie wird in einem Stück aus Bronze gegossen, deshalb ist sie auch sehr schwer. Bildquelle: RTR.
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Bild 6 von 6. Schellen. Man kennt sie zum Beispiel von Pferdeschlitten. Es sind Metallschellen mit einer Kugel im Inneren, die sich bei jeder Bewegung bewegen. Der Klang der Schelle ist sehr fein und klar. Bildquelle: RTR.
Schon Wochen vor dem Chalandamarz gehen die meisten Kinder zu den Bauern im Dorf, um eine passende Glocke auszuleihen. Die kleineren Schellen sieht man weniger oft, da diese sehr empfindlich sind und auch die niedrigen Temperaturen nicht gut vertragen.
In den Gemeinden, die das Brauchtum feiern, sind die Lieder sehr wichtig. Sie werden von Jung und Alt gesungen, und diese Lieder werden in der Schule gelernt. In Samedan üben die Schülerinnen und Schüler auf dem Schulplatz. Aber nicht nur das Singen, auch das Gehen in der Gruppe muss gelernt werden. Der Zweck all dieser Übungen der Schülerinnen und Schüler ist es, einen reibungslosen Chalandamarz zu gewährleisten.