Würde das Schweizer Bildungssystem ein Zeugnis bekommen, es könnte sich freuen. Drei Viertel der Menschen in der Schweiz geben ihm gute bis sehr gute Noten. Korrekter ausgedrückt: Sie sind zufrieden oder eher zufrieden mit dem Schulsystem. Das ergibt jetzt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GFS Bern, die die SRG in Auftrag gegeben hat. Über 57'000 Menschen haben daran teilgenommen.
Dagmar Rösler zeigt sich erfreut über die Resultate: «Das ist überraschend und zeigt, dass wir grundsätzlich die Unterstützung aus der Bevölkerung haben», sagt die Präsidentin des Dachverbandes der Lehrerinnen und Lehrer.
Die Zustimmung fällt in der Westschweiz und im Tessin mit 82 und 79 Prozent etwas höher aus als in der Deutschschweiz mit 72 Prozent. Vergleichsweise am tiefsten ist sie in der rätoromanischen Schweiz mit 69 Prozent.
Lob und Kritik
Am besten finden die Befragten das duale Bildungssystem, sprich, dass Jugendliche zwischen Gymnasium und einer Berufslehre wählen können. Aber auch die Möglichkeiten für lebenslanges Lernen sowie die Arbeit der Lehrpersonen werden positiv gewertet.
Nicht gut findet eine Mehrheit den Umgang mit lernschwachen Schülerinnen und Schülern. Konkret denken 40 Prozent, dass die betroffenen Kinder besser gefördert werden sollten. Laut Kinder- und Jugendpsychologe Andrea Lanfranchi passiere dies bereits.
Zu viele Köche verderben den Brei.
Problematisch hingegen findet er die Anzahl parallel laufender Hilfsangebote. «Lehrpersonen wünschen sich eine einzige Fachperson als Unterstützung. Zu viele Köche verderben den Brei.» Wichtig wären seiner Meinung nach insbesondere vorschulische Förderprogramme, um die Startchancen in der Schule zu verbessern und spätere Lernprobleme zu verhindern. Hingegen keine Lösung sei es, alle lernschwachen Kinder separat zu unterrichten. «Dadurch werden sie stigmatisiert, das macht mir Sorgen.»
Mehr gegen Mobbing unternehmen
Andere Kritikpunkte sind laut der Umfrage, dass der Unterricht die jungen Menschen besser auf das Leben vorbereiten sollte. Zudem müssten die Schulen mehr gegen Mobbing unternehmen und auch Disziplin vermitteln, findet eine Mehrheit.
Durchaus sollten die Schulen beim Thema Mobbing genau hinschauen und handeln, sagt auch Verbandspräsidentin Dagmar Rösler. Jedoch müsse man differenzieren. Ein Konflikt zwischen zwei Kindern sei noch lang kein Mobbing.
Grundsätzlich findet sie, dürfe und solle man die Schule kritisieren. Man könne sich immer verbessern. In Bezug auf die Eltern sagt Rösler, dass ein Grossteil von ihnen der Schule wohlgesonnen sei. «Das sind unsere sogenannten «critical friends», die viel von uns erwarten und das zurecht.»