In vielen Schweizer Supermärkten sind die Eierregale stellenweise stark ausgedünnt. Die Migros spricht gar von einem Mangel an Schweizer Freilandeiern. Wie ist das zu erklären?
«In der Schweiz gibt es eine saisonale Nachfrage nach Eiern, vor Weihnachten und vor Ostern. Das ist bekannt», erklärt Daniel Würgler, Freiburger Landwirt und Präsident des Verbands der Eierproduzenten Gallosuisse gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Das RTS-Interview mit Daniel Würgler (mit deutschen Untertiteln)
Doch: «Die Situation ist in diesem Jahr etwas ausgeprägter, da die Nachfrage stärker gestiegen ist als gewöhnlich.»
Ein beliebtes und preiswertes Produkt
Die erste Erklärung von Daniel Würgler dafür ist, dass Eier in der Schweiz grundsätzlich wieder beliebter seien. «Das Ei wurde schon vor einiger Zeit rehabilitiert. Es liegt im Trend, ist einfach zuzubereiten und spielt als gesundes Lebensmittel eine wichtige Rolle in einer ausgewogenen Ernährung.»
Der zweite Grund sind die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die Konsumentinnen und Konsumenten dazu bewegen, weniger Fleisch und mehr Eier zu essen.
«Eier sind eine günstige Proteinquelle», betont Würgler. «Je nach Angebot kosten sie zwischen 30 Rappen und 1.30 Franken pro Stück. Zwei Eier entsprechen einem Steak – das ist eine einfache Rechnung, besonders in der aktuellen Situation.»
Mehr Produktion oder mehr Importe?
Auf die Frage, ob es Spielraum für die Schweizer Eierproduzenten gibt, stellt Würgler klar, dass Hühner keine Wunder vollbringen könnten.
«Wir arbeiten mit Lebewesen. Die Nachfrage muss anderthalb Jahre im Voraus eingeschätzt werden, wir können also nicht kurzfristig auf Trends oder die derzeitige Nachfrage reagieren.»
Ebenso sei es komplex, neue Hühnerställe zu bauen. «Es ist teuer, es erfordert viel Arbeit, Zeit und eine Baugenehmigung», betont Würgler. «Selbst unter optimalen Bedingungen dauert der Prozess zwei bis drei Jahre. In manchen Fällen muss man fünf bis zehn Jahre auf eine Genehmigung warten.»
Zu guter Letzt werde die Steigerung der heimischen Produktion zusätzlich erschwert durch die Tatsache, dass die meisten Betriebe von Familien geführt werden.
Laut Würgler fehlt es an Nachwuchs, der bereit ist, 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche und rund um die Uhr für die Tiere da zu sein.
Deshalb müssten die Schwankungen im Schweizer Markt durch Importe ausgeglichen werden.
«Während in den letzten Jahren etwa 25 Prozent der Konsumeier importiert wurden, wird dieser Anteil in diesem Jahr etwas höher liegen – wahrscheinlich bei 28 bis 30 Prozent», erläutert Würgler. «Es gibt also keine wirkliche Knappheit, da wir durch Importe ausgleichen können.»