Dieser Fall sorgte letzte Woche in Frankreich für Schlagzeilen: Eine Mutter beantragte vor Gericht die Anerkennung der Schädigungen, die ihre Tochter erlitten hatte, wodurch sie im Alter von elf Jahren an Leukämie verstarb.
Der Pesticide Victims Compensation Fund (FIVP) geht davon aus, dass die Krebserkrankung des Kindes damit zu tun hat, dass die Mutter während ihrer Schwangerschaft, während der sie als Blumenvertreterin arbeitete, Pestiziden ausgesetzt war. Das berichten Radio France und «Le Monde».
Dies ist nicht der einzige Fall einer Floristin mit erkranktem Kind. Bei vier weiteren stellte der FIVP den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Pathologie und der Exposition gegenüber Pestiziden während der pränatalen Phase fest.
Ein kaum bekanntes Thema
In Vevey sah Sophie Kellenberger, seit 20 Jahren Floristin, bisher keinen Grund, bei Pestiziden auf Pflanzen besonders vorsichtig zu sein. «Wir schützen uns diesbezüglich nicht wirklich. Wir nehmen die Blumen einfach in die Hand, machen Blumensträusse für Kunden», erklärt sie gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Auch ihre Kollegin Alyssa Lakhrech, die gerade ihren Abschluss gemacht hat, wurde während der Ausbildung nicht vor möglichen Gesundheitsgefahren gewarnt. «Es gibt einen ganzen Abschnitt zum Thema Sicherheit im Geschäft, aber eher zum Ausmass von Unfällen und Schnittverletzungen, nicht jedoch wegen Pestiziden.»
Die beiden Floristinnen sind nun fassungslos, nachdem sie von der Geschichte ihrer ehemaligen Berufskollegin in Frankreich erfahren haben.
Angepasste Ausbildung
Die in der Schweiz verkauften Blumen stammen, ebenso wie die in Frankreich, grösstenteils aus Afrika. Vor zwei Jahren zeigte die RTS-Sendung «A Bon Entendeur», dass von elf getesteten Blumensträussen zehn Pestizide enthielten, von denen einige in der Schweiz verboten sind.
Für Aurélie Berthet, Spezialistin für Humantoxikologie bei Unisanté, ist es dringend erforderlich, die damit verbundenen Risiken besser zu verstehen. «Floristinnen und Floristen sind dem jeden Tag ausgesetzt und schützen sich nicht. Daher ist es sehr wichtig, zu untersuchen, mit welchen Produkten sie konkret hantieren, damit sie sich besser schützen können.»
Der Dachverband der Schweizer Floristen (Florist.ch) teilt diese Einschätzung. Kürzlich hat er das Thema der Pestizidgefahr in das Ausbildungsprogramm aufgenommen und fordert Floristinnen und Floristen auf, seine Empfehlungen zu befolgen: Insbesondere die Hände gut zu waschen, die Blumen nicht an die Kleidung zu pressen und sich nicht ins Gesicht zu fassen, wenn man einen Strauss in der Hand hat.