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Gesundheit Unerklärlicher Anstieg von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen

Immer mehr junge Menschen erkranken an Darmkrebs. Dieser Anstieg stellt Forschende vor ein Rätsel. Da die Erkrankung für viele undenkbar ist, kommt es selten zu einer frühzeitigen Behandlung.

Cristina ist erst 31 Jahre alt, als sie die Diagnose erhält: Darmkrebs, Stadium IV, Metastasen in der Leber. Das war 2019, ihre Familie ist gerade gewachsen: Ihre Tochter Lea ist fünf Wochen alt, der Sohn Liam knapp zwei Jahre. «Die Welt bricht zusammen. Wir kommen vom Schönsten, der Geburt unseres Kindes, zu Darmkrebs im Stadium IV», erzählt Cristina Helbing im Westschweizer Fernsehen RTS.

Wie erkennt man Darmkrebs?

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Das Universitätsspital Zürich schreibt, dass Darmkrebs oft über längere Zeit keine Symptome aufzeige. Mit folgenden Symptomen könne sich eine mögliche Krebserkrankung unter anderem bemerkbar machen:

  • Blut oder Schleim im Stuhl
  • Durchfall abwechselnd mit Verstopfung
  • Stuhldrang, aber keine Entleerung
  • Bleistiftdünner Stuhl
  • Teerschwarz gefärbter Stuhl
  • Blutarmut/Anämie (Müdigkeit, Leistungsknick, Hautblässe)
  • Wiederkehrende Bauchschmerzen/Verdauungsbeschwerden
  • Übelkeit, fehlender Appetit, Völlegefühl
  • Gewichtsabnahme, obwohl man keine Diät macht
  • Fieber

Die junge Frau hatte seit einem Jahr Symptome – doch niemand vermutete dabei Krebs, da eine so schwerwiegende Diagnose bei jungen Patienten undenkbar war. Dies verzögerte auch die Behandlung.

Heute, fünf Jahre später, nach einer grossen Operation und einer langen Phase der Chemotherapie, befindet sich Cristina in der fünfjährigen Remissionsphase - es ist ein erster Sieg über die Krankheit. Doch sie ist nicht die Einzige, die diese unvorstellbare Diagnose erhalten hat. Seit einiger Zeit ist die Welt der Onkologie in Aufruhr. In den USA nimmt Darmkrebs bei jungen Menschen unter 50 Jahren seit den 1990er Jahren zu und auch in Europa tauchen ersten Warnsignale hierzu auf.

Das Alter für systematische Vorsorgeuntersuchungen senken?

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In den USA wurde das empfohlene Alter für die Darmkrebsvorsorge im Jahr 2021 auf 45 Jahre gesenkt. In der Schweiz ist das Thema eine Herausforderung für die öffentliche Gesundheit. «Aus persönlicher Sicht bin ich absolut für ein universelles Screening, das früher beginnen sollte. Ich denke, die finanziellen Kosten, die es mit sich bringen würde, sind kein Grund, es nicht zu tun», sagt etwa Dr. Thibaud Koessler, leitender Arzt der Abteilung für Verdauungstumore am Universitätsspital Genf (HUG).

Laut Ärzten des Krankenhauses Gustave Roussy nahe Paris, dem führenden Krebsforschungszentrum in Europa, haben Darmkrebserkrankungen bei Menschen unter 50 Jahren zugenommen – eine Entwicklung, von der auch die Schweiz nicht verschont bleibt. «Diese Bevölkerungsgruppe ist für uns Ärzte neu und erfordert eine etwas andere Einschätzung», kommentiert Dr. Thibaud Koessler, leitender Arzt der Abteilung für Verdauungstumore am Universitätsspital Genf (HUG).

Probentransfer aus dem Reinraum des Labors für Zellproduktion für eine Immuntherapie
Legende: Ein Probentransfer aus dem Labor der Krebsforschung des Centre Hospitalier Universitaire Vaudois. Keystone/Laurent Gillieron

Die sozialen, beruflichen und familiären Auswirkungen einer Krebserkrankung sind mit 30 Jahren nicht die gleichen wie mit 80. «Sie haben andere Wünsche als Patienten über 80, weil sie noch eine Familie haben, sie wollen Kinder haben, sie sind mitten in ihrer beruflichen Karriere, sie haben im Alltag vielleicht auch Probleme mit ihrer Sexualität. Und deshalb haben wir versucht, uns wirklich mit diesen Aspekten auseinanderzusetzen», erklärt Dr. Hélène Gros, Assistenzärztin für Viszeralchirurgie am Claraspital Basel.

Was begünstigt Darmkrebs?

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Faktoren, welche ein sogenanntes kolorektales Karzinom fördern können, sind gemäss dem Universitätsspital Zürich:

  • Fehlende Bewegung
  • Täglicher Konsum von rotem Fleisch
  • Zwei oder mehr alkoholische Getränke pro Tag oder mehr als ca. 60 Gramm Alkohol pro Woche
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Fehlende Zufuhr von Nahrungsfasern (Getreide, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse)

Die Wissenschaft auf der Suche nach Antworten

Marco Van Strauss und sein Team am Claraspital in Basel führen eine Studie durch, um diesen unerklärlichen Anstieg zu verstehen. «Die Entzündung, das Mikrobiom, könnte erklären, warum junge Patienten Krebs bekommen, aber es ist nicht gesichert», sagt Matthias Matter, Forscher am Universitätsinstitut für Pathologie in Basel. Die üblichen Risikofaktoren (Tabak, Alkohol und Bewegungsmangel), Umweltfaktoren (Umweltverschmutzung, Exposition gegenüber Pestiziden, Mikroplastik...) und Ernährung werden ebenfalls als Ursprung verdächtigt.

Diese Studien werden Zeit brauchen, 10 bis 20 Jahre, bis man versteht, wie sich ein solcher Tumor in so jungen Körpern entwickelt. Die genauen Ursachen für den Anstieg von Darmkrebs bei jungen Menschen bleiben also weiterhin ein Rätsel.

RTS 36.9°, 11.09.2024, 20:10 Uhr

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