Klickt man sich durch Social Media, findet man mittlerweile unzählige Videos von französischen Influencerinnen und Influencern, die Jobs in der Schweiz anpreisen.
Dort schwärmen sie von Gehältern, die teils dreimal höher sind als in Frankreich. Diese Masche verfängt offenbar. Tatsächlich gibt es immer mehr französische Grenzgänger und einige von ihnen fallen auf die Betrügereien herein.
Wie Grenzgängerinnen in ihren Autos übernachten:
Einem jungen Mann aus Avignon, der vor drei Monaten ankam, ist genau das passiert. «Ich bin eigentlich wegen der Aussicht auf ein besseres Gehalt in die Schweiz gekommen, und wegen der Möglichkeit, mich beruflich weiterzuentwickeln», sagt er im Westschweizer Fernsehen RTS.
Weil er als Sanitär und mit seiner wenigen Erfahrung keine Arbeit fand, wandte er sich an einen Influencer, der ihm helfen wollte – gegen Bezahlung.
Influencer, die eine Verdreifachung des Gehalts anpreisen
Der junge Franzose zahlte am Ende 2000 Euro für Informationen, die er bereits besass, und für eine neue Version seines Lebenslaufs, die sich als unbrauchbar erwies.
«Der Lebenslauf ist einer der Hauptpunkte, die sie nutzen, um dich zu ködern», erzählt er. «Sie sagen einem, dass es ein Dokument nach Schweizer Normen brauche. Aber tatsächlich gibt es keine speziellen Schweizer Normen, und der Lebenslauf, den man mir gegeben hat, war eine einfache Kopie von dem, was sie auch anderen Kunden geben.»
Einer, der die Szene kennt, ist Aymeric MB, auch er ist einer dieser Grenzgänger-Influencer. Er bietet ebenfalls Hilfestellung an, um «sein Gehalt zu verdreifachen, wenn man von Frankreich in die Schweiz kommt».
Seiner Meinung nach liegt es an den Leuten selbst, Verantwortung zu übernehmen. «Ich gehe nicht davon aus, dass meine Community dumm ist. Die Leute sind erwachsen und verantwortlich. Es wäre dumm, sein ganzes Leben zu ändern, nachdem man einzig ein Video gesehen hat», sagt er.
Übernachten im Wohnmobil oder Auto
Trotz dieser Betrügereien versuchen weiterhin viele Franzosen ihr Glück in der Schweiz. Die Zahl der Grenzgängerinnen und Grenzgänger aus dem Nachbarland stieg auf einen Rekord von 230'000 im dritten Quartal 2024, zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Und die stehen angesichts der Situation vor einem weiteren Problem: der Wohnungsknappheit, sei es in der französischen Grenzregion oder in der Schweiz. Einige entscheiden sich dann, in Wohnmobilen oder Lastwagen zu schlafen.
Um Staus und lange Anfahrten zu vermeiden, parkieren einige französische Arbeitnehmende ihr Wohnmobil direkt auf Langzeitparkplätzen in der Schweiz. So macht es auch Caroline (Name geändert), die als Krankenschwester in der Westschweiz arbeitet.
Weil sie einen Zeitarbeitsvertrag habe, finde sie keine Wohnung. «Das Problem ist, dass es nicht genug Wohnungen gibt. Und Airbnb-Wohnungen sind unbezahlbar», erzählt sie.
Vor allem die nächtlichen Polizeikontrollen machten ihr zu schaffen. «Es kann sein, dass einen die Polizei mitten in der Nacht entdeckt und aufweckt. Wenn man die Tür nicht öffnet, verschaffen sie sich Zugang.»
Denn auf den Parkplätzen zu übernachten, ist verboten. Dabei scheint Caroline mit ihrem Wohnmobil noch in einer «komfortableren» Lage zu sein. «Andere Krankenpflegerinnen erzählen mir, dass sie sogar in ihrem Auto übernachten».