«Die Zeit, in der wir unbesorgt leben können, ist vorbei. Mit der Welt geht es aktuell nur noch bergab.» 71 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer stimmen dieser Aussage zu. Und nur 26 Prozent finden, dass Kinder in der Schweiz heute so sorgenfrei aufwachsen wie keine andere Generation vor ihnen. Das sind 7 weniger als im letzten Jahr.
Was die Zukunft betrifft, sind die Erwartungen der Schweizer Bevölkerung innerhalb eines Jahres pessimistischer geworden. Das geht aus der zweiten Ausgabe der Umfrage «Wie geht‘s, Schweiz?» hervor, die das Institut GFS Bern im Auftrag der SRG durchgeführt hat. 51‘000 Personen haben daran teilgenommen und rund 300 Fragen beantwortet zu allen Aspekten des Lebens.
Zufriedenheit im Moment
Es ist der Kontrast zwischen dem Jetzt und dem Morgen, der in den Umfrageergebnissen auffällt. Was das heutige Leben in der Schweiz betrifft, fällt das Urteil mehrheitlich positiv aus: 59 Prozent der Befragten sagen, dass sie mit ihrem Leben zufrieden seien (Noten 8 bis 10 auf einer Skala von 1 bis 10). Obwohl im Vergleich zum Vorjahr die Lebenskosten gestiegen sind, sagen immer noch zwei Drittel der Befragten, dass sie ihre finanzielle Situation nur ein bisschen oder überhaupt nicht als belastend empfinden würden.
«Für eine deutliche Mehrheit in der Schweiz sind finanzielle Sorgen ein Problem vom Hörensagen», sagt Urs Bieri von GFS Bern. Immerhin 35 Prozent empfinden ihre finanzielle Situation laut Umfrage aber als eher oder sehr stark belastend. Und ihr Anteil hat leicht zugenommen.
Ihre Zufriedenheit schöpfen die Befragten gemäss der Umfrage hauptsächlich aus dem Privatleben. Mit ihrem Arbeitsleben sind sie demnach noch etwas unzufriedener als im Vorjahr. Es sind vor allem der Stress und das Tempo, das am Arbeitsplatz Anlass zu Sorgen gibt. 83 Prozent finden, immer mehr Menschen seien davon überfordert, das sind 11 Prozent mehr als im Vorjahr. 58 Prozent der Berufstätigen sagen, es würde ihnen besser gehen, wenn sie weniger arbeiten müssten.
Ängste vor Verlust des Wohlstands
Während also im Jetzt ein insgesamt positives Grundgefühl herrscht, überwiegt im Blick auf Morgen die Skepsis. Nur 14 Prozent glauben daran, dass es ihnen in den nächsten Jahren wirtschaftlich besser gehen werde. 37 Prozent rechnen sogar mit dem Gegenteil. Die steigenden Krankenkassen-Prämien sind die Hauptsorge der Befragten. Aber auch das Thema Kriege beschäftigt stärker als im letzten Jahr, ebenso wie Sicherheit und Terrorismus.
«Das sind Verlustängste, die sich hier manifestieren», sagt Urs Bieri von GFS Bern. «Wir befinden uns auf einem sehr hohen Niveau, und man befürchtet, dass das nicht auf Ewigkeit so weiter geht.»
Anders als die Verluste der Grünen bei den Wahlen im letzten Herbst vermuten liessen, ist der Klimawandel für zwei Drittel der Befragten noch immer ein ernstes Problem, bei dem unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Auf die umstrittene Frage, was die Schweiz gegen den Klimawandel tun solle, lautet für 72 der Befragten die Antwort: Emissionen im Inland reduzieren und Projekte zur Emissionsreduktion im Ausland nicht unterstützen.