Die SRG wollte in diesem Wahljahr herausfinden, wie es der Bevölkerung in der Schweiz und den Schweizerinnen und Schweizern im Ausland geht und was sie besonders beschäftigt. Dafür hat sie das Forschungsinstitut GFS Bern mit einer der grössten Meinungsumfragen beauftragt, die es in diesem Land je gegeben hat. Über 57'000 Personen haben im April und Mai dieses Jahres daran teilgenommen.
61 Prozent der Befragten sagen, ihnen gehe es gut bis sehr gut (Noten 8 bis 10 auf einer Skala von 1 bis 10). Nur fünf Prozent bezeichnen sich als nicht zufrieden (Noten 0 bis 4). Diese allgemeine Zufriedenheit wird vor allem genährt vom Privatleben. Der Beruf ist zwar das, womit die Befragten am meisten Zeit in ihrem Alltag verbringen. Nur 37 Prozent benoten aber den Grad ihrer beruflichen Zufriedenheit mit 8 oder höher.
Darauf angesprochen, was es bräuchte, damit sie noch glücklicher wären, sagen die meisten der Befragten: mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Die weiteren Positionen auf der Wunschliste sind: mehr Geld zu haben, mehr Schlaf und mehr gemeinsame Zeit mit der Familie.
Finanzielle Sorgen und psychischer Druck
Doch es gibt auch die Schweiz, für die die Dinge alles andere als rosig sind und die sich klar von der Mehrheit abgrenzt. Knapp ein Drittel der Befragten sagt, ihre finanzielle Situation sei «eher oder sehr stark» belastend.
Besonders deutlich zeigt sich das in der italienischen und der rätoromanischen Schweiz. Die eigene finanzielle Situation und der zunehmende Leistungsdruck sind die Faktoren, die das persönliche Glücksempfinden der Befragten am meisten beeinträchtigen.
Ein Fünftel aller Befragten sagt, sie fühlten sich immer oder oft einsam. Und ein Drittel findet, die anderen Bewohner und Bewohnerinnen des Landes teilten ihre Werte nicht. Besonders häufig ist das der Fall bei Menschen mit den niedrigsten Einkommen und bei den Jüngeren (16- bis 39-jährig).
Wenig Interesse für Wahlkampfthemen
Die Themen, die bisher in diesem Wahljahr vor allem zu reden gaben, finden gemäss der Umfrage bei der Bevölkerung wenig Beachtung. 61 Prozent halten «Woke» und «Gender» für Pseudoprobleme. Zuwanderung, Neutralität und Gleichberechtigung der Geschlechter sind auf der Liste der Themen, die die Leute beschäftigen, nur im Mittelfeld. Sogar ganz am Schluss der Liste befinden sich politische «Dauerbrenner» wie die Pandemie oder der Stadt-Land-Graben.
Anders ist das beim Thema Klimawandel. 69 Prozent sehen ihn als ein grosses Problem, bei dem ein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. In der Romandie ist das noch mehr der Fall als in den anderen Sprachregionen. Weniger klar ist die Zustimmung, wenn es darum geht, das eigene Verhalten anzupassen, um klimaschädigende Emissionen zu vermeiden. Am ehesten sind die Befragten bereit, sich beim Heizen einzuschränken, am wenigsten beim Fleischessen und beim Autofahren.
Ob aus ökologischen Gründen oder schlicht aus Bequemlichkeit: 60 Prozent der Befragten lassen einen ganzen Monat oder länger verstreichen, bevor sie ihre Bettwäsche wechseln. In der Deutschschweiz sind im Vergleich zu den anderen Sprachregionen die Ansprüche punkto Hygiene beim Schlafen besonders tief. Beim eigenen Körper geht hingegen Sauberkeit über alles: Mehr als drei Viertel duschen oder baden täglich.
Wenig Vertrauen in politische Akteure
Die Schweiz ist für eine klare Mehrheit der Befragten das Land, mit dem man sich identifiziert. 76 Prozent sagen sogar, die Schweiz sei das beste Land der Welt zum Leben. Doch was genau macht das Schweizerische aus? Nicht entscheidend ist für eine Mehrheit, ob man in der Schweiz geboren wurde oder welche Religion man hat.
Als viel wichtiger gilt, die hiesigen Institutionen und Gesetze zu respektieren oder eine Landessprache zu sprechen. Die direkte Demokratie ist ein Faktor, der mehr als alles andere die Bevölkerung eint: 98 Prozent sind voll oder eher damit einverstanden, dass sie für die Schweizer Identität eine zentrale Bedeutung hat.
Wenn es hingegen um die «indirekte Demokratie» geht, also um die Akteure, die sich stellvertretend fürs Volk um die Politik kümmern, fällt das Urteil der Befragten weit weniger positiv aus. Nur vier Prozent sind vollständig der Ansicht, man könne den Schweizer Politikerinnen und Politikern vertrauen, dass sie im Interesse ihrer Wählerinnen und Wähler handelten.
Wenn man jene dazuzählt, die das «eher» finden, sind es zwar immerhin 48 Prozent, was aber noch immer keine Mehrheit ist. 81 Prozent finden, die Lobbyisten und Lobbyistinnen hätten im Politbetrieb zu viel Einfluss.