Der bisher ungenutzte Raum zwischen den beiden Schienen soll künftig für die Produktion von Solarstrom genutzt werden. So sieht es der Plan des Waadtländer Start-ups Sun-Ways vor. Es hat die Anlage bei Buttes im Val-de-Travers installiert.
Das System hat nach Einschätzung des Unternehmens ein grosses Potenzial: In der Schweiz gebe es mehrere tausend Kilometer Schienennetz, und bei der Installation von Paneelen sei an diesen Orten kaum mit Widerstand aus der Bevölkerung zu rechnen.
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Bild 1 von 2. Bei Buttes NE legt ein Arbeiter bei der ersten Solaranlage der Schweiz auf einem Bahngleis nochmals Hand an. Bildquelle: Keystone / Jean-Christophe Bott.
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Bild 2 von 2. Mit diesem Spezialzug wurden auf dem Bahngleis im Val-de-Travers die Solarpaneele verlegt. Bildquelle: Keystone / Jean-Christophe Bott.
«Langfristig streben wir nicht nur die Energieproduktion zwischen den Schienen an, sondern auch deren Rückspeisung in den Fahrstrom der Züge, um nahezu 100 Prozent Eigenverbrauch zu erreichen», sagte Joseph Scuderi, der Gründer und Direktor von Sun-Ways. Die meisten Züge verkehren tagsüber, also dann, wenn die Paneele Strom produzieren.
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Die Installation erfolgte mechanisch, mithilfe eines Spezialzugs des Unternehmens Scheuchzer, dem Partner von Sun-Ways in diesem Projekt. In wenigen Stunden kann die Maschine fast 1000 Quadratmeter Solarpaneele verlegen. Die Umsetzung sei somit schnell und rentabel, betonte das Start-up aus Ecublens VD.
Hundert Meter Bahnstrecke
Das Projekt in Buttes ist ein Pilotprojekt, das vom Bundesamt für Verkehr (BAV) auf drei Jahre befristet wurde. Ziel ist, die Infrastruktur unter realen Bedingungen zu testen. Es umfasst einen Abschnitt von etwa hundert Metern auf einer Linie von transN, der Verkehrsbetriebe des Kantons Neuenburg. Es wurden 48 Solarpaneele installiert. Die elektrischen Kontakte sind im Inneren der Paneele gesichert. Zylindrische Bürsten, die am Zugende angebracht werden, sorgen für die Reinigung der Paneele.
Radiobeitrag von RTS zum Thema (mit deutschen Untertiteln)
Joseph Scuderi träumt davon, dieses Modell weltweit zu installieren. «Aber wenn ich mich auf die Schweiz beschränke, sind es 5000 Kilometer Eisenbahnschienen». Er schätzt, dass man darauf theoretisch fast 2,5 Millionen Paneele installieren könnte.
Noch 2023 war das Projekt vom BAV abgelehnt worden. Das geplante Solarkraftwerk konnte darum zunächst nicht realisiert werden. Grundlage des damaligen Entscheids war ein vorläufiger technischer Bericht. Ein Sprecher von Sun-Ways kündigte damals «technische Änderungen» an, «um einen neuen Genehmigungsantrag einzureichen».