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Energiewende Solarstrom: Schweiz nutzt zehn Prozent der geeigneten Dachflächen

Solarstrom legt weiter zu: Erstmals nutzt die Schweiz zehn Prozent der geeigneten Dachflächen. Wie viel tatsächlich nötig ist – und wo ihre Gemeinde steht, zeigt unsere Grafikübersicht.

Wie viel Solarstrom können Schweizer Dächer liefern? Darüber gibt das sogenannte Solarpotenzial Auskunft. Die Schweiz nutzt nun seit dem Wochenende erstmals 10.1 Prozent davon. Alleine im letzten Jahr ist der Wert um drei Prozentpunkte gestiegen. Das zeigen die neusten Berechnungen der Firma Geoimpact AG.

«Die letzten fünf Jahre waren eine goldene Zeit für die Solarenergie», sagt David Stickelberger, stellvertretender Geschäftsführer des Branchenverbandes Swissolar. «Hohe Strompreise und gleichzeitig sinkende Kosten bei Solarmodulen machten Photovoltaik-Anlagen sehr attraktiv.»

Doch nicht überall boomt der Sonnenstrom gleich, wie die folgende Karte zeigt:

Wie auf der Karte gut erkennbar, ist der Solarausbau vor allem in der Bodenseeregion, in Teilen von Freiburg und im Kanton Luzern weit fortgeschritten.

Im Luzerner Rottal nutzen die Gemeinden Ruswil und Buttisholz je einen Viertel ihrer geeigneten Flächen. Dies ist vor allem auch auf die grossen Industrie- und Landwirtschaftsdächer zurückzuführen, die in diesen Gemeinden genutzt werden. Alleine in Buttisholz stehen beispielsweise 30 grössere Anlagen mit einer Leistung von 100 bis 850 Kilowatt. Anlagen auf Einfamilienhäusern liegen typischerweise bei 8 bis 12 Kilowatt.

Auch die meisten anderen Gemeinden in Luzern liegen über dem schweizweiten Wert von zehn Prozent. Liegt Ihre Gemeinde drüber oder drunter? Finden Sie es in der folgenden Tabelle heraus:

Die Alpenregionen liegen generell unter zehn Prozent, wobei einzelne Grossanlagen jeweils einige Gemeinden herausstechen lassen: Giornico im Tessin liegt bei 35.4 Prozent, dort sind auf einem Industriedach 3’082 Kilowatt installiert. Die Nachbargemeinde Personico liegt bei 24.2 Prozent. In Graubünden erreicht Felsberg einen Höchstwert von 29.5 Prozent, vor allem dank einer 1’451-Kilowatt-Anlage in einem ehemaligen Steinbruch.

In der Schweiz sind mittlerweile 269’828 Anlagen registriert – mit einer Leistung von gesamthaft 6’671 Megawatt. Das ist doppelt so viel wie die installierte Leistung aller Schweizer Kernkraftwerke (3'015 Megawatt), die allerdings übers ganze Jahr betrachtet immer noch mehr Strom produzieren.

Blickt man nur auf die gesamthaft installierte Leistung, hat der Kanton Bern mit 820'772 Kilowatt die Nase vorn, obwohl der Kanton nur rund 9 Prozent seiner Flächen nutzt und damit unter dem Schweizer Wert liegt. In den letzten vier Jahren hat Bern seine Solarleistung mehr als verdoppelt.

Deutlich weniger Leistung in der Summe erreicht der Kanton Luzern mit 507'432 Kilowatt, obwohl das Potenzial mit 14.5 Prozent besser ausgeschöpft ist als in Bern. Trotz grosser Unterschiede gilt der allgemeine Trend schweizweit: Beim Solarstrom haben in den letzten Jahren ausnahmslos alle Kantone zugelegt.

Ob dieser Trend anhält, ist schwierig zu sagen. Allerdings reichen auch weniger als 100 Prozent: «Die Schweiz müsste ungefähr 40 Prozent des Potenzials auf Dächern nutzen, um die Ziele des neuen Stromgesetzes für 2035 zu erfüllen», so David Stickelberger von Swissolar. Mit einem ähnlichen Ausbautempo wie in den letzten Jahren wäre dies durchaus möglich.

Noch ungenutztes Potenzial sieht Stickelberger vor allem bei Mehrfamilienhäusern, die vermehrt auch vom gemeinsamen Eigenverbrauch profitieren könnten, sowie bei grossen Dächern auf Industriebauten.

Quellen

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Die im Artikel verwendeten Daten stammen aus dem «Energiereporter», der von der Firma geoimpact AG mit Unterstützung von EnergieSchweiz betrieben wird.

Die Berechnungen stützen sich dabei auf Zahlen aus dem Datensatz Elektrizitätsproduktionsanlagen (BFE). Diesen Datensatz verwenden wir im Artikel ebenfalls direkt, um die Anzahl Anlagen und installierte Leistung wiederzugeben. Enthalten sind alle im Schweizerischen Herkunftsnachweissystem registrierten Anlagen, die sich momentan in Betrieb befinden.

Das Solarpotenzial pro Gemeinde basiert auf dem Datensatz «Eignung von Hausdächern für die Nutzung von Sonnenenergie» vom BFE. Dabei werden Dachflächen berücksichtigt, die grösser als zehn Quadratmeter und mindestens «gut» geeignet sind. Das bedeutet, dass sie über eine mittlere jährliche Sonneneinstrahlung von über 1’000 Kilowattstunden pro Quadratmeter verfügen. Weiter nimmt GeoImpact an, dass 70 Prozent eines Dachs mit Solarmodulen belegt werden können und schätzt den Wirkungsgrad eines Solarmoduls auf 20 Prozent.

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HeuteMorgen, 4.3.2025, 7 Uhr

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